Düsseldorf Lehrermangel — Eltern wehren sich

Düsseldorf · Die Elternpflegschaft des Lore-Lorentz-Berufskollegs hat sich mit einen offenen Brief an Schulministerin Sommer gewandt. An der Schule fallen seit Beginn des Schuljahres Unterrichtsstunden aus, weil neun Lehrer fehlen. Die Stellen werden auch zum zweiten Halbjahr nicht alle besetzt.

Die Eltern der Lore-Lorentz-Schüler wollen Lehrermangel und ausfallende Unterrichtsstunden an der Schule ihrer Kinder nicht länger akzeptieren. In einem offenen Brief an das Schulministerium unter Barbara Sommer fordert die Schulpflegschaft jetzt, dass die Ministerin persönlich eingreift.

Seit Beginn des Schuljahres sind neun Lehrerstellen unbesetzt. Dadurch fallen pro Woche rund 225 Unterrichtsstunden aus. "Meine Tochter hatte seit Beginn des Schuljahres keine Woche ohne ausgefallene Schulstunden", sagt Schulpflegschaftsvorsitzender Mustafa Ortmann. Lydia Leyla Ortmann bereitet sich seit einem halben Jahr auf ihr Abitur mit Qualifizierung zur Fremdsprachenkorrespondentin vor. Spanisch hatte sie in dieser Zeit nicht, Französisch selten, Biologie seit vier Wochen nicht mehr. "Seit einer Woche sind alle Englisch-Stunden ausgefallen, sie hatte jeden Tag die erste und zweite Stunde frei", berichtet der Vater.

Lehrer sind erschöpft

Schulleiterin Angelika Pick bestätigt den Lehrermangel, besonders im Fach Englisch. "Was die verbliebenen Lehrer in dem Fachbereich zurzeit leisten, ist bewundernswert", sagt sie. "Ich sehe ihnen aber auch an, wie erschöpft sie sind, kann ihnen kaum noch in die Augen sehen." Die Schulleiterin traf sich vor wenigen Tagen mit den Eltern, um die Situation zu erklären. Dass zu Schulbeginn Stellen unbesetzt waren, sei nicht ungewöhnlich, erläuterte sie. Denn der Bedarf werde immer erst im November errechnet, Neueinstellungen durch die Bezirksregierung erfolgen deshalb meist zum zweiten Halbjahr.

In diesem Jahr bekam die Schule aber nur vier der nötigen Lehrerstellen zugewiesen, drei weitere sollten zum August 2010 folgen. Jetzt wurden sogar nur drei Stellen ausgeschrieben. Denn wegen eines Fehlers der Bezirksregierung gibt es zurzeit einen Stopp bei den Neuausschreibungen.

An den Berufskollegs kommen zwei Probleme zusammen. Zum einen sind die Schülerzahlen starken Schwankungen unterworfen, denn sie hängen vom Ausbildungsmarkt und damit von der Konjunktur ab. Langfristige Planung sei da schwierig, erklärt Klaus Lindner, Hauptdezernent des Dezernats Berufskollegs der Bezirksregierung.

Dazu komme, dass in diesem Jahr wegen eines Fehlers anderen Schulformen, insbesondere Haupt-, Real- und Grundschulen zu viele Lehrer zugewiesen wurden. "Das muss im Haushalt jetzt ausgeglichen werden, davon sind unter anderem die Berufskollegs betroffen", sagt er. Zurzeit wurden alle Ausschreibungen, die noch nicht veröffentlicht waren, gesperrt. Das betrifft auch eine der Stellen der Lore-Lorentz-Schule. "Wir versuchen, den Fehler in den kommenden Wochen zu beheben", sagt Lindner.

Die Eltern hoffen weiter auf ein Eingreifen der Schulministerin. "Wir gehen davon aus, dass es sich bei der Unterbesetzung um einen Fehler handelt", schreiben sie in ihrem offenen Brief. "Wir bitten um schnellstmögliche Hilfe."

(RP)
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