Dichter Verkehr in Heerdt Lastwagen erschüttern Mauerwerk

Düsseldorf · Über den dichten Verkehr, der täglich an ihren Haustüren vorbei donnert, ärgern sich die Anwohner der Burgunder Straße in Heerdt. Sie fühlen sich von der Stadt mit Lärm, Abgasen und Schäden an der Bausubstanz allein gelassen.

 Der Verkehr lässt das Mauerwerk reißen: Anwohnerin Renate Broedersdorff sorgt sich um ihr Haus an der Burgunder Straße.

Der Verkehr lässt das Mauerwerk reißen: Anwohnerin Renate Broedersdorff sorgt sich um ihr Haus an der Burgunder Straße.

Foto: RP/Werner Gabriel

Die Risse, die sich kreuz und quer durch das Mauerwerk ziehen, machen Renate Broedersdorff Angst. Als sie und ihr Mann das Haus an der Burgunder Straße in Heerdt vor etwa 20 Jahren kauften, war von den langen Spalten im Flur, an den Fenstern und in den Außenwänden noch nichts zu sehen. Erst seitdem täglich unzählige Lastwagen vor der Haustür der Familie vorbeifahren, reißt das Mauerwerk.

Und das ist nicht alles. Seit Jahren beschweren sich Anwohner der viel befahrenen Straße über Lärm und Abgase.

Nicht die vielen Staus, die in den vergangenen Wochen Kevelaer- und Burgunder Straße lahmlegten, sind das Problem. Der Verkehr ist schon seit Jahren unerträglich, findet Renate Broedersdorff. In jüngster Zeit nutzen zudem viele Lastwagen die Strecke als Abkürzung zwischen der A52 und der A57. "Manchmal wackelt das ganze Haus", beschreibt Dietmar Stein, der ebenfalls an der Burgunder Straße wohnt, die Erschütterungen. Besonders nachts, wenn die Lastwagen freie Fahrt haben, sei es schlimm. "Im Sommer können wir wegen der Abgase nicht im Garten sitzen", klagt Renate Broedersdorff.

Bereits 2001 gaben beide Familien ein Schallgutachten in Auftrag. Das Ergebnis: An einem Mittwochnachmittag zählten die Gutachter in nur einer Stunde 2679 vorbeifahrende Autos und 196 Lastwagen. Auch der Schallpegel war zu hoch. "Seitdem ist es viel schlimmer geworden", betont Broedersdorff.

Von der Stadt fühlen sich die Anwohner vergessen. Die Briefe, die Familie Broedersdorff mit den Behörden gewechselt hat, füllen Aktenordner. Nachtfahrverbot für Lastwagen, leiserer Asphalt - alle Ideen der Anwohner blieben ungehört.

Von einem "sehr stark belasteten Knotenpunkt" spricht die Leiterin des Amtes für Verkehrsmanagement, Andrea Blome. Sie verweist auf den so genannten Masterplan zur Reduzierung von Straßenverkehrslärm. Dieser sehe für 2008 und 2009 Geld vor, um Schallschutzfenster und leisere Straßenbahnschienen zu installieren. Der Plan betreffe auch die Burgunder Straße, so Blome. Insgesamt stünde das Gebiet in Heerdt unter "verschärfter Beobachtung". Derzeit wird eine Verkehrszählung aus dem Sommer ausgewertet. Je nachdem wie das Ergebnis ausfällt, will die Stadt Konsequenzen ziehen. Denkbar sei sogar ein Durchfahrtsverbot für Lastwagen, so Blome.

Solchen Ankündigungen glauben die Anwohner nicht. Schließlich sei die Straße eigens für den Durchgangsverkehr zum Neusser Hafen ausgebaut worden. Die Stadt wüsste seit Jahren von den Beschwerden. "Dann klagen Sie doch", hat ein Mitarbeiter des Verkehrsamtes Renate Broedersdorff einmal lapidar empfohlen.

Einen Rechtsstreit will die Familie aber nicht riskieren. Am liebsten würde Renate Broedersdorff wegziehen. Doch das Haus zu verkaufen, ist fast unmöglich: "Wer will denn heute noch zum Handweiser ziehen?", sagt die 55-Jährige mit einem Achselzucken.

(RP)
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