Zahlungsunfähig Landwirte sehen Höfe vor dem Ruin

Düsseldorf · Mit einem Höfesterben rechnet der Kreisverbandsdirektor der Kreisbauernschaft Mettmann, Marcel Terhardt. Anlass zur Sorge sind die geringe Kapitalausstattung vieler landwirtschaftlicher Betriebe und fallende Erzeugerpreise.

Zahlungsunfähig: Landwirte sehen Höfe vor dem Ruin
Foto: AP, AP

Kreisvorsitzender und Landwirt Martin Dahlmann beschrieb die Situation auf der Erntepressekonferenz in Mettmann: Viele Betriebe hätten die Ausgleichszahlungen der Europäischen Union, die sie in den nächsten Wochen erwarten, bereits an Banken verpfändet, um ihre laufenden Zahlungen bestreiten zu können. Nicht wenige Betriebe seien bald zahlungsunfähig.

Dahlmann machte den Preisverfall innerhalb von nur zehn Monaten deutlich: Erhielten die Milchbauern 2008 für den Liter noch 34 Cent, so kommen sie in diesem Jahr im Schnitt auf 24Cent - "wenn wir Glück haben." Die Herstellungskosten lägen bei 35 bis 40Cent. Für 100 Kilogramm Weizen erhalten die Landwirte derzeit neun Euro. Fürs Verfeuern des Lebensmittel würden sie mehr erhalten. "Der Brennwert liegt bei 18Euro", sagte Dahlmann. Die Erzeugung des Doppelzentners verursache derzeit jedoch Kosten von 15Euro.

Die Weltwirtschaftskrise macht auch vor den landwirtschaftlichen Betrieben nicht halt, stellte der Vorsitzende der Kreisbauernschaft fest, deren Einzugsbereich außer dem Kreis Mettmann auch die Städte Düsseldorf, Solingen, Remscheid und Wuppertal umfasst. Exporte in Drittländer außerhalb der EU seien zum Erliegen gekommen. Im vergangenen Jahr hatte die hohe Nachfrage vor allem aus Russland und China die Preise gestützt.

Fachleute gehen davon aus, so Dahlmann, dass sich die Landwirte künftig auf solche hohen Preisschwankungen werden einstellen müssen. Als Konsequenz fordern sie, Gewinne aus guten Jahren steuerlich begünstigt zu Rückstellungen nutzen zu dürfen, um schlechte Jahre überstehen zu können. Ein Wettbewerbsnachteil seien auch hohe Dieselpreise. Während französische Bauern mit Heizöl zu sechs Cent fahren dürfen, zahlen deutsche Landwirte 30 Cent pro Liter.

(RP)
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