Anklage in Düsseldorf Drogenabhängiger Räuber soll Seniorin per Stromstoß überwältigt und gefesselt haben

Düsseldorf · Ein Drogenabhängiger steht wegen mehrfachen Raubs vor Gericht. Unter anderem soll er eine 85-Jährige gleich zweimal in ihrem Haus in Hassels überfallen und beraubt haben. In Roermond waren drei Nobeluhren seine Beute.

 Das Landgericht in Düsseldorf

Das Landgericht in Düsseldorf

Foto: dpa/Rolf Vennenbernd

Zweimal innerhalb von fünf Monaten ist eine 85-Jährige in ihrem Haus in Hassels von falschen Handwerkern überfallen und beraubt worden. Spuren am Tatort führten zu einem 38 Jahre alten Drogensüchtigen, den die Polizei jetzt für den Doppel-Räuber hält. Zudem soll er in Roermond noch einen weiteren Raub verübt und bei einem Outlet-Store drei Nobeluhren für 80.000 Euro erbeutet haben. Am Freitag startet das Landgericht den Prozess gegen den Mann, der in U-Haft eisern schweigt.

Mutig und clever hat die zweifach überfallene Seniorin die Täter überlistet. Ende April 2019 hatte ein Mann in Arbeitskluft bei ihr geklingelt, weil er im Auftrag ihres Mannes die Terrassentür reparieren solle. Dabei war der Hausherr neun Tage zuvor gestorben. Der „Handwerker“ ließ sich aber nicht abschütteln, versetzte der 85-Jährigen einen Stromstoß gegen den Hals, fesselte und knebelte sie, durchsuchte das Haus, fand im Keller einen Tresor. Von seinem Opfer verlangte er aber vergeblich den Safeschlüssel, die Seniorin log ihm nämlich vor, sie habe keinen. Er drohte, sein kleines Kind müsse behandelt werden, er brauche Geld, wenn das Kind sterben müsste, wäre auch die Seniorin tot. Doch mehr als 200 Euro und ein paar Schlüssel konnte er nicht erbeuten.

Fünf Monate später wiederholte sich die gespenstische Szene, diesmal brachte der Räuber in Arbeitskluft einen Komplizen mit. Wieder wurde die alte Dame überwältigt und gefesselt, zielsicher gingen die Täter zum Safe im Keller, um ihn zu knacken. Der Komplize erzählte wieder von einem Kind, das eine Operation brauche – und wieder trickste die alte Dame die Täter aus. Per Hausnotruf alarmierte sie heimlich ihren Pflegedienst. Als der dann mehrfach im Haus der Seniorin anrief, flohen die Täter ohne Beute.

Eine genetische Spur an einem Handschuh konnte die Polizei später dem 38-Jährigen zuordnen. Der mehrfach vorbestrafte Mann, polizeibekannt als Drogensüchtiger und Einbrecher, hatte laut Anklage in Roermond kurz vor der Festnahme dann mit Reizgas einen Uhrenhändler beraubt, hatte eine der Beute-Uhren seiner Mutter geschenkt. Alle drei Vorwürfe untersucht jetzt das Landgerichtin Düsseldorf.

Sollte der Angeklagte sein Schweigen nicht brechen, will die Staatsanwaltschaft ihn anhand von Indizien auch wegen des Doppel-Raubes im Stadtteil Hassels überführen. Ermittelt wurde, dass er ein neunjähriges Kind hat – und beim zweiten Überfall in Hassels ein Auto der Täter gesichtet wurde, das auffallend dem Wagen der Ex-Frau des 38-Jährigen entspricht. Für den Prozess in Düsseldorf sind nun drei Verhandlungstage reserviert.

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