Außenlager in Düsseldorf KZ Berta soll nicht vergessen werden

Düsseldorf · Die Bezirksvertretung 2 hat sich in ihrer Sitzung über das Außenlager des KZ Buchenwald informieren lassen. Nun sucht man in Ruhe Möglichkeiten des Gedenkens. Auch der Investor in Grafental will an das Lager erinnern.

 Das Zentrum des Areals Grafental. Investor, Politiker und Historiker überlegen nun, in welcher Form man angemessen an die Opfer des Nationalsozialismus erinnern kann.

Das Zentrum des Areals Grafental. Investor, Politiker und Historiker überlegen nun, in welcher Form man angemessen an die Opfer des Nationalsozialismus erinnern kann.

Foto: Andreas Endermann

Mit Betroffenheit und Erstaunen reagierten die Mitglieder der Bezirksvertretung 2 auf den Vortrag von Bastian Fleermann, Leiter der Düsseldorfer Mahn- und Gedenkstätte. Fleermann fasste die Geschichte des Außenlagers Berta zusammen, wo während des Zweiten Weltkriegs KZ-Häftlinge aus Buchenwald Sklavenarbeit leisten mussten.

Das Lager befand sich auf dem Gelände des heutigen Neubauviertels Grafental. Damals wurden hier Leichtmetallteile für die Produktion der V2-Raketen hergestellt. Die Häftlinge schliefen in Stockbetten in einer Industriehalle, Strohdecken gab es für wenige, statt Schuhen trugen sie Zementsäcke an den Füßen. Ein SS-Oberscharführer hatte die Devise herausgegeben, "dass kein Häftling das Lager lebend verlassen würde". Und daran musste sich auch die reguläre Belegschaft des Werkes halten. So war es etwa bei Strafe verboten, den halbverhungerten Gefangenen Essen zu geben.

Es gab Erschießungen, Menschen wurden gefoltert und erhängt, und als das Lager wegen der sich nähernden alliierten Truppen aufgelöst wurde, kamen noch einmal hunderte Menschen auf einem Todesmarsch um. Die Mehrzahl der Häftlinge in Düsseldorf kam aus den von der Wehrmacht besetzten Gebieten: Polen, Russen, Ukrainer, Franzosen, es waren aber auch Deutsche darunter; Menschen, die bei den Nazis unter die Kategorie "Berufsverbrecher" und "Asoziale" fielen, Kommunisten, Sozialdemokraten, Gegner des Regimes.

"Es gibt verschiedene Möglichkeiten an das Lager zu erinnern", sagte Fleermann und bat die Bezirkspolitiker, sich nicht sofort zu entscheiden, sondern erst das Gehörte sacken zu lassen. So könnte man am Ort eine Steele errichten oder einer Tafel aufstellen, man könnte aber auch Projekte mit Schülern anstoßen, die sich mit der Geschichte des Lagers auseinandersetzen. So bestünde vielleicht die Möglichkeit, mit den Nachfahren der Häftlinge Kontakt aufzunehmen. "Vieles ist denkbar, kommen Sie auf uns zu, wir helfen gerne", sagte Fleermann.

Spontan hatten die Stadtteilpolitiker die Idee, die Thomas-Edison-Realschule, direkt am Rande des Neubaugebietes, einzubinden und Kontakt zu der Schulleitung aufzunehmen. Wenn die Schüler sich mit dem auseinandersetzen, was direkt in ihrer Nachbarschaft passiert ist, könnte das eine wirksame Form des Erinnerns sein, hieß es.

Unterstützung würde die BV auf jeden Fall auch vom Investor in Grafental erhalten. Ulrich Tappe, Geschäftsführer der Grafental GmbH, meldete sich nach dem Bericht in der vergangenen Woche bei der Rheinischen Post und kündigte an, sich mit der Mahn- und Gedenkstätte und den BV-Politikern in Verbindung zu setzen.

"Wir waren sehr überrascht, als wir von dem Lager lasen und wollen diesen Teil der Geschichte des Geländes auch darstellen", sagte Tappe. Auch viele der Neubewohner von Grafental hätten ihn auf den Zeitungsbericht angesprochen, und unter ihnen gäbe es ein großes Interesse daran, an das Lager und die Häftlinge dort zu erinnern.

Wie das genau geschehen soll, will man gemeinsam mit Politikern und Historikern abstimmen, aber es sei eh geplant gewesen, die Historie des Geländes aufzugreifen. Bisher dachte man da vor allem an die Lokomotiven-Produktion in dem ehemaligen Hohenzollern-Werk. Dabei müsse nun das Lager nach dem Willen Tappes natürlich auch eine Rolle spielen.

(RP)
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