Kultur und Corona in Düsseldorf Darum sind die „Kunstpunkte“ im September so wichtig

Düsseldorf · Drei Künstler erzählen, warum sie trotz Corona in diesem Jahr bewusst ihre Ateliers für Besucher öffnen und welche Chancen sie in der Kunstaktion sehen.

 Joachim Wagner bereitet viele seiner Bilder und Zeichungen für die Kunstpunkte vor.

Joachim Wagner bereitet viele seiner Bilder und Zeichungen für die Kunstpunkte vor.

Foto: Holger Lodahl

Am Anfang hat Katrin Laade gezögert. Denn als die Bilker Malerin vom Kulturamt Düsseldorf gefragt wurde, ob sie im September wieder an der Aktion Kunstpunkte teilnehmen werde, war das mitten im Corona-Shutdown. „Wie die Lage im Sepember aussehen würde, war nicht abzuschätzen. Wir sind alle auf Sicht gefahren“, erinnert sie sich, sagte aber dennoch eine Teilnahme an der Aktion Kunstpunkte zu. Es sei wichtig als Künstlerin, Öffentlichkeit zu erreichen, sagt sie und fügt hinzu, auch für ihr Atelier als Raum wäre die Aktion wichtig. Denn Katrin Laade arbeitet im Salzmannbau an der Himmelgeister Straße. Das Gebäude ist als Ort für Kunst gefährdet, die Verlängerungen von Mietverträgen ungewiss. Nun scheinen die Verhandlungen gut auszugehen, die Aktion Kunstpunkte könnte den positiven Trend noch unterstützen und „ein Zeichen setzen, dass wir Künstler noch aktiv arbeiten“, sagt Katrin Laade.

In Oberbilk an der Kirchstraße führt Andrea Lorenz ihr Atelier. „Die Kunstpunkte werden mein erster öffentlicher Termin seit Beginn des Shutdowns sein“, sagt die Malerin. Inzwischen hat sie ihr Atelier wieder geöffnet, aber die Besucher kämen nur zögerlich. „Da ist es gut, auf mich aufmerksam zu machen“, sagt Lorenz, die nun mit Mal-Workshops über die Runden kommt. Die Künstlerin wird sich an die üblichen Auflagen zur Eindämmung des Virus halten, sieht sie aber auch kritisch. „Kunst muss frei zu sehen sein und Spaß machen. Es ist bedrückend, in einer Ausstellung eine Maske tragen zu müssen.“ Dass die Aktion Kunstpunkte überhaupt stattfindet, findet Lorenz sehr gut. Dass viele andere Veranstaltungen abgesagt wurden, kann nun für die Kunstaktion von Vorteil sein. „Die Kunstpunkte sind dann wohl konkurrenzlos und bilden eine gute Gelegenheit für die Bürger, etwas zu erleben.“

Schon oft hat Joachim Wagner in seinem Atelier an der Dorotheenstraße an der Aktion Kunstpunkte teilgenommen, das Corona-Jahr 2020 wird da keine Ausnahme bilden. Rückblickend sagt er: „Früher waren die Kunstpunkte etwas für Anfänger. Wer Karriere gemacht hat, nahm nicht mehr teil.“ Heute sei das anders, die Kunstpunkte hätten einen guten Ruf auch bei etablierten Künstlern und Galeristen. Joachim Wagner zum Beispiel stellt lange schon international seine Werke aus, in New York und Singapur etwa. Corona habe die Kunst-Branche aber stark verändert, sagt er. „Viele Verkäufe finden heute via Computer statt. Kunst wird fotografiert, auf dem Bildschirm begutachtet und im besten Falle bestellt.“ Diese digitale Präsentation von Kunst werde aber den Besuch in einem Atelier nicht ersetzen, sondern eher eine Zusatzmöglichkeit darstellen – auch nach der Pandemie. Daher freut sich Joachim Wagner wieder auf die Tage der offenen Ateliers und hofft auf viele Besucher. „Die Kunstpunkte sind noch nicht oldschool!“.

Termine für die Kunstpunkte sind Samstag/Sonntag, 12./13. September 2020 und Samstag/ Sonntag, 19./20 September. Voraussichtlich nehmen rund 500 Künstler teil. Weitere Infos online unter www.kunstpunkte.de.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort