Düsseldorf Kunstpalast zeigt Kinderbilder

Düsseldorf · Schüler von internationalen Klassen haben sich mit dem Thema Heimat auseinandergesetzt. Die Künstlerin Patricia Thoma leitet das Projekt. Sie möchte den Horizont der Besucher öffnen.

 Julius malt im Museumsatelier mit Künstlerin Patricia Thoma, Museumsdirektor Felix Krämer und Praktikantin Laura Clemens.

Julius malt im Museumsatelier mit Künstlerin Patricia Thoma, Museumsdirektor Felix Krämer und Praktikantin Laura Clemens.

Foto: Andreas Endermann

Was stellen sich Kinder unter dem Begriff Heimat vor? Der 14-jährige Minhyuk aus Südkorea verbindet mit dem Wort zumindest einen ganz bestimmten Ort. Sein Bild, welches mit vielen weiteren derzeit im Museumsatelier des Museums Kunstpalast hängt, zeigt die schön geschwungenen Dächer eines buddhistischen Tempels in seinem Geburtsland. "Das ist der Tempel Gwanghwamun", prangt über dem Dach, als Schriftzug vom Maler sowohl auf Deutsch als auch in koreanischen Schriftzeichen verewigt.

Das Gemälde daneben lässt durch seinen schneebedeckten Kiefernwald zunächst auf eine europäische Herkunft der Malerin vermuten. Erst der Titel "Zedern im Libanon" gibt Aufschluss über die Wurzeln von Haneen (13 Jahre). Viele der jungen Künstler drücken ihre Gedanken sowohl in ihrer Muttersprache als auch in Deutsch gleich mit ganzen Sätzen auf den Bildern aus. "Denn auch Sprache kann mit der Heimat verbunden werden", sagt Patricia Thoma.

Die Macher hinter den Werken sind unter anderem Schüler der internationalen Klassen der Realschule Luisenstraße, der Freiherr-vom-Stein-Realschule und der Hulda-Pankok-Gesamtschule. In internationalen Klassen werden die Schüler zusammengefasst, die erst seit Kurzem in Deutschland sind und deshalb noch wenig Deutschkenntnisse besitzen. Während der vergangenen Woche wurden die angehenden Künstler von Bilderbuch-Illustratorin Patricia Thoma darin motiviert, sich mit dem Begriff Heimat malerisch auseinanderzusetzen.

Bereits seit 2014 veranstaltet die Berlinerin in Kooperation mit Schulen und Museen diese kostenfreien Workshops an verschiedenen Standorten in Deutschland. Dabei sind inzwischen schon Werke von Kindern aus mehr als 80 Nationen entstanden. Nun sind diese in der Ausstellung "Willkommen in Deutschland. Kinderbilder zum Thema Heimat" im Museum Kunstpalast zu sehen.

"Ich möchte vor allem den Horizont der Besucher öffnen und Vorurteile abbauen. Syrien wird ja beispielsweise von vielen Menschen nur noch mit Krieg und Zerstörung assoziiert. Die Bilder der Kinder sollen also aus ihrer kindlichen Perspektive überraschen und zeigen, dass es sogar viele Parallelen zu unserem Leben in Deutschland gibt", sagt Thoma. Die wandernde Ausstellung soll auf diese Weise einen "persönlichen Weltatlas der Kinder" darstellen, so die Initiatorin.

Nicht immer beschränkt sich das Gefühl der Heimatverbundenheit nur auf ein Land. Manche Gemälde verbinden gleich das alte Herkunftsland der Eltern mit ihrer neuen Heimat Deutschland. Doch daraus kann auch manchmal ein innerer Konflikt entstehen, wie Laura Clemens weiß. Derzeit macht die deutsch-polnische Schülerin des Cecilien-Gymnasiums ein Schülerpraktikum im Museum Kunstpalast, weswegen sie an den Workshops teilnehmen konnte. "Wenn ich bei den Großeltern in Polen bin, vermisse ich manchmal Deutschland und meine Freunde. Und wenn ich zurück in Deutschland bin, ist es genau andersherum", beschreibt die 16-Jährige ihre komplizierte Gefühlslage. Also malte sie ein Bild vom Haus ihrer Großmutter - mit deutscher Flagge auf der einen Seite und polnischer auf der anderen Seite.

(RP)
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