Düsseldorf Kunst-Rundgänge für Düsseldorfer

Düsseldorf · Kunst ist für alle da. Das findet der Galerist und Kunsthistoriker Klaus Siepmann. Seit Jahren bietet er deshalb Gruppen Rundgänge durch seine Heimatstadt an. Und auch für die Zukunft des NRW Forum hat er sich Lösungen ausgedacht.

 Klaus Siepmann in seiner Galerie an der Citadellstraße vor der Skulptur "Der Schöpfer" von Sandro Antal.

Klaus Siepmann in seiner Galerie an der Citadellstraße vor der Skulptur "Der Schöpfer" von Sandro Antal.

Foto: Andreas Bretz

Alles hatte damit angefangen, dass Klaus Siepmann seine Mitschüler ins Museum schleppte. In der ehemaligen Kunstsammlung im Schloss Jägerhof scheuchte er sie durch die Räume, erzählte ihnen Geschichten zu den Werken, die sie an den Wänden sahen, unterfüttert mit angelesenen Fakten. Die Mitschüler fanden das gar nicht so schlecht. "Ich hatte schon immer Freude daran, vor Gruppen zu sprechen", sagt Siepmann, der in Erlangen, Bonn und Berlin Kunstgeschichte, Germanistik und Philosophie studierte und in dieser Zeit auch Vorträge hielt. Die Wurzeln für seinen "Kunst-Service" schlug Siepmann früh.

Malerei und Grafik sind seine Schwerpunkte, aber auch für Architektur und Bildhauerei interessiert sich der Düsseldorfer. Und so heuerte er nach seinem Studium auch direkt dort an, wo er seine Leidenschaft für Kunst und seine Freude am Erzählen miteinander verbinden konnte: Im Museum Kunstpalast arbeitete er als freiberuflicher Museumspädagoge. "Das war ein guter Einstieg, es half mir, nicht mehr nur von Wissenschaftler zu Wissenschaftler zu reden, sondern die Werke für jeden plausibel zu machen. Ob das nun Kindergartenkinder, Schüler, Mitarbeiter des Museums oder Mitglieder anderer Kunstvereine waren", sagt Siepmann. Tausende Besucher führte er über die Jahre durch das Museum. "Ich mochte nie diesen Gedanken, dass sich Kunst abschotten muss, unter sich bleibt und nur für wenige Auserwählte zugänglich ist. Ich wollte immer möglichst viele Menschen für das begeistern, was mir selbst etwas gebracht hatte."

1998 machte sich Siepmann mit seinem Kunst-Service selbstständig. Vier Gruppen, die er bei den Museumsführungen kennengelernt hatte, schrieb er immer wieder an, schlug ihnen Ideen für Führungen und Ausflüge in Düsseldorf, Duisburg, aber auch Frankreich, Berlin und Amsterdam vor. Das individuelle Angebot sprach sich schnell herum, binnen weniger Jahre baute sich Siepmann einen Verteiler von rund 5500 Gesellschaften und Gruppen aus. Betriebsausflüge von Firmen, Institutionen oder Kulturkreisen stehen auf seinem Programm, aber auch Führungen für private Gruppen. Parallel begann Siepmann, bei sich zu Hause kleine Ausstellungen auszurichten, zu denen er die Kunstfreunde aus seinem Verteiler einlud. Nebenbei organisierte er Ausstellungen – für echte Museen genauso wie in einem verlassenen Kaufhaus in Dorsten. "Dadurch schloss ich weitere Kontakte in die Kunstwelt, traf Sammler und Künstler", sagt Siepmann. Und auch den Düsseldorfer Museen bot er seine Arbeit als Kunst-Vermittler im Besucherdienst an. Die Nachfrage stieg – sogar mehr, als Siepmann lieb war: "Kunstvermittlung war ein von vielen Institutionen vernachlässigtes Thema, die Museumsverwaltungen gaben die Aufgabe gerne an einen externen Fachmann ab."

Weil Siepmann auf Dauer nicht alle Aufträge alleine bewältigen konnte, stellte er Mitarbeiter ein. "Irgendwann habe ich nur noch Bewerbungsgespräche geführt und Termine koordiniert", sagt der Kunsthistoriker. Von 2004 bis 2010 baute er ein Team von 40 Mitarbeitern auf. "Das war mir zu viel." Siepmann mietete eine Galerie an der Citadellstraße an und beschränkt sich seither auf das, was er gerne macht: Kunst vermitteln. Für Touristen und Düsseldorfer hat der Fachmann gleichermaßen viel im Angebot. Tagesexkursionen nach Amsterdam oder Antwerpen, Kunst- und Kulturveranstaltungen für Kinder, Rundgänge durch die "geheimen Orte" Düsseldorfs, entlang des Rheins und in den Hinterhöfen und Gärten der Karlstadt. Aber auch Kunst- und Architekturreisen nach Barcelona, London, Paris oder Wien. "Eigene Ideen der Gruppen sind auch immer willkommen, das ist für einen Kunsthistoriker eine gute Fundgrube, um den Blick wieder zu öffnen für das, woran die Leute wirklich Interesse haben", sagt Siepmann.

Mit dem Gespür, das er auf diese Weise entwickelt, sagt Siepmann, würde er auch anderen helfen. Dem NRW Forum, für das er in der Vergangenheit 52 Ausstellungen betreut hat, habe er beispielsweise signalisiert, dass er bereit wäre, "für weniger Geld bessere Ausstellung hinzukriegen." Seine Idee sei so einfach wie wirkungsvoll: "Ich kenne die Künstler und ich habe den normalen Menschen im Auge." Der wolle keine Previews und Happenings, sondern neue, frische, interessante Ausstellung. Und die richtige Vermittlung. Siepmann lächelt. "Ich könnte ein Konzept für die nächsten 15 Jahre auf den Tisch legen."

(RP)
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