Düsseldorf Kumpel lösen Konflikte im Schulalltag

Düsseldorf · Mit einem Drei-Säulen-Programm möchte der "Buddy"-Verein das Leben von Schülern verbessern. Es setzt bei Schülern, Eltern und Lehrern an. Besonders wichtig sind die "Buddys", die Streit schlichten und bei den Hausaufgaben helfen.

 Die "Buddys" an der Realschule Luisenstraße

Die "Buddys" an der Realschule Luisenstraße

Foto: Hans-Jürgen Bauer

Raufereien auf dem Schulhof, Streit zwischen Klassenkameraden oder Probleme bei den Hausaufgaben – an der Realschule Luisenstraße ist das ein Fall für die "Buddys". Insgesamt 30 Jugendliche im Alter von etwa 14 Jahren setzen sich seit Beginn des letzten Schuljahres als "Kumpel" ehrenamtlich für ein besseres Miteinander im Schulalltag ein. Für ihre Leistungen wurden die Schüler in diesem Jahr vom "Buddy"-Verein ausgezeichnet.

Durch ihre schwarzen T-Shirts gut erkennbar stehen die jungen Konfliktlotsen in den Pausen auf dem Hof und helfen den Lehrern bei der Aufsicht. "Dafür sind wir sehr dankbar", sagt Schulleiterin Ingrid Fellmerk. "Bei Streitigkeiten haben sie oft einen besseren Zugang zu den Schülern, weil es auch die eigenen Klassenkameraden sind. Erwachsene haben da oft einen zu großen Abstand zu jungen Menschen."

In Arbeitsgruppen werden die "Buddys" von den Trainern des Vereins ausgebildet. Sie lernen, Streit rechtzeitig zu schlichten und ein Gefühl für die Probleme ihrer Mitschüler zu entwickeln. Außerdem suchen sie sich eigene Themen aus, die an ihrer Schule wichtig sind. "Bundesweit gibt es rund 1200 Schulen, die an diesem Projekt teilnehmen", sagt Vereinssprecherin Heike Bruckmann. "Die Schwerpunkte sind jedoch ganz verschieden."

Während die Streitschlichtung an vielen Schulen im Vordergrund steht, helfen die "Buddys" an der Realschule Luisenstraße ihren Klassenkameraden auch dreimal wöchentlich bei den Hausaufgaben und geben schwächeren Schülern Nachhilfe. "Wir wollen überall helfen, wo wir gebraucht werden", sagt der 14-jährige Idris, Schüler der neunten Klasse und Teammitglied der Schul-Kumpel. "Für uns ist das eine tolle Erfahrung, denn wir können hier etwas bewegen. Es ist ein schönes Gefühl, nützlich zu sein." Neben einer offiziellen Urkunde erhielten die Buddys auch ein Preisgeld von 350 Euro. Hauptförderer ist die Vodafone-Stiftung Deutschland, die das Projekt jährlich mit rund einer Million Euro unterstützt.

Los ging es in Düsseldorf 2007. Damals beteiligten sich die ersten drei Schulen an dem Projekt. Mittlerweile sind es 25 Bildungsstätten – von der Grundschule bis zur Realschule. "Wir stoßen auf großen Zuspruch mit unserem Programm", sagt Roman Rüdiger, Geschäftsführer des Vereins. "Eltern und Lehrer haben erkannt, dass Wissen allein nicht ausreicht, um erfolgreich zu sein. Soziale Kompetenzen wie Eigenverantwortung und Hilfsbereitschaft sind ebenso entscheidend."

Das "Buddy"-Projekt ist nur ein Bestandteil des Drei-Säulen-Programms, mit dem der Verein den Schulalltag verbessern und der soziale Kompetenzen fördern will. "Nur bei den Schülern anzusetzen reicht allein nicht aus", sagt Rüdiger. "Wir müssen alle Bereiche des täglichen Lebens junger Menschen untersuchen."

Aus diesem Grund wendet sich das Family-Projekt von "Buddy" an die Familien der Schüler. Über einen Zeitraum von neun Monaten arbeiten die Eltern mit dem Jugendamt zusammen und werden zu "Lernbegleitern" ausgebildet. Dazu werden Diskussionen und Rollenspiele in Kleingruppen angeboten, um die Väter und Mütter auf alltägliche Probleme vorzubereiten.

Ein Schwerpunkt ist der Übergang von der Kita zur Grundschule. Hierbei geht es nicht nur um gemeinsames Lernen und darum, den Nachwuchs zu bestärken – selbst das "gesunde Aufwachen" am Morgen wird thematisiert.

Die dritte Säule ist das "Study-Projekt" und richtet sich an die Lehrer. Bereits während ihrer Ausbildung an der Uni sollen sie an "herausragenden Schulen", wo Schüler den Unterricht maßgeblich mitgestalten, Praxiserfahrung sammeln. Insgesamt kooperieren dazu bundesweit acht Hochschulen mit dem Verein.

(mro)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort