Gastbeitrag von OB Dirk Elbers "Kulturinstitute wie Firmen führen"

Düsseldorf · Oberbürgermeister Dirk Elbers erläutert, wie er sich die Zukunft der Düsseldorfer Kulturlandschaft vorstellt. Der Rathaus-Chef fordert die Verantwortlichen auf, neue Ideen zu entwickeln, sich besser abzustimmen und die Scheu vor Sponsoren abzulegen.

 OB Dirk Elbers und das Geld: Der in einigen Tagen einzubringende Haushalt wird100 Millionen Euro weniger Ausgaben haben müssen.

OB Dirk Elbers und das Geld: Der in einigen Tagen einzubringende Haushalt wird100 Millionen Euro weniger Ausgaben haben müssen.

Foto: Endermann, Andreas

Das wichtigste vorweg: Düsseldorf hat ein exzellentes Kulturangebot, das nicht nur den Bürgern und Gästen zugute kommt, sondern auch ein wichtiger Standortfaktor ist. Die Oper spielt bei Oper und Ballett in der Spitzenliga der Opernhäuser in Deutschland. Das Museum Kunstpalast hat gerade eine international gefeierte El Greco-Ausstellung realisiert; eine große Ausstellung von Andreas Gursky folgt noch in diesem Monat. Die Düsseldorfer Symphoniker bestreiten auf hohem Niveau nicht nur Opernvorstellungen, sondern sind ein beachtetes Konzertorchester, das spannende Symphonieprogramme anbietet und zu internationalen Gastspielen eingeladen wird. Das Schauspielhaus, die Kunsthalle, zahlreiche Galerien — in Düsseldorf mangelt es wahrlich nicht an einem Kulturangebot auf Top-Niveau.

Wie das Niveau halten?

Doch die Frage ist, wie können wir in Zeiten, in denen die Wirtschafts- und Finanzkrise nachwirkt und wir mit sinkenden Steuereinnahmen rechnen müssen, dieses Niveau halten? Eins ist klar — ein Festhalten am Status Quo wird in Zukunft nicht umsetzbar sein. Gefragt sind kreative Lösungen und der Mut, neue Wege zu gehen.

Wenn ich in der Welt unterwegs bin, sehe ich überall Modelle der "Public Private Partnership", also des Zusammenspiels der öffentlichen und privaten Hand — gerade im Kulturbereich. In Amerika ist es gang und gäbe, private Spender und Sponsoren für Museen, Konzert- und Opernhäuser zu akquirieren.

Man tut Gutes und spricht darüber — mit einem Schild auf der Rückseite der gestifteten Bank oder einem Sponsorenlogo auf dem Vorhang. Hierzulande werden solche Modelle oft als Teufelswerk abgetan. Warum? Eines der Argumente dagegen lautet: Die Förderung der Hochkultur sei eine hoheitliche Aufgabe des Staates, man wolle den Einfluss privater Unternehmen vermeiden. Das jüngst verlängerte Engagement der WGZ-Bank für die Ballettkompanie von Martin Schläpfer, das ganz ohne Konditionen zur freien Entscheidung durch die künstlerische Leitung zur Verfügung gestellt wird, ist das beste Beispiel dafür, dass die Bedenken unbegründet sind. Warum gehen die Kulturinstitute nicht auf die Suche nach Sponsoren, die sich langfristig für die Häuser engagieren? Dann könnte zum Beispiel auch die Kuppel der Tonhalle an den Konzertabenden in der Farbe des Sponsors angestrahlt oder das Logo prominent in der Rotunde platziert werden. Dann können auch Abende, an denen renommierte Orchester von Weltformat mit Unterstützung der Sponsoren in Düsseldorf gastieren, deren Namen tragen. Warum denn nicht?

Die Kulturinstitute sind heute nicht nur Orte geistiger Inspiration, sondern bei den Jahresetats, die ihnen zur Verfügung stehen, auch Wirtschaftsunternehmen. Und so müssen sie auch geführt werden. Ist es richtig, dass die Kulturinstitute den Anspruch haben, jedes Jahr unveränderte Budgets oder gar stets mehr Geld zu bekommen? Sind nicht vielmehr kreative Lösungen gefragt, die Programmgestaltung an den zur Verfügung stehenden Mittel auszurichten und dabei den künstlerischen Anspruch nicht aus den Augen zu verlieren? So wie jedes andere Privatunternehmen regelmäßig prüft, wie die internen Prozesse effizienter gestaltet und optimiert werden können, so müssen es auch die Kultureinrichtungen tun.

Dabei sollte die gesamte städtische Kulturlandschaft in den Blick genommen werden. Die Abstimmung zwischen den Instituten muss besser werden. Gerade in den ersten Wochen nach der Sommerpause herrscht in Düsseldorf ein kulturelles Überangebot, das sich auf wenige Tage konzentriert und ein Gefühl der Übersättigung entstehen lässt. Warum wird an einem Tag die wichtige Gursky-Ausstellung eröffnet, die Premiere der "Elektra" gefeiert und auch noch das Finale des Tontalente-Wettbewerbs ausgetragen? Andere Städte würden jedes einzelne dieser Ereignisse lange zelebrieren. Wir nehmen aber in Kauf, dass drei Mega-Events an einem Tag verwässert wahrgenommen werden und vielleicht auch nicht den erhofften wirtschaftlichen Erfolg bringen.

Damit kein falscher Eindruck entsteht — wir als Stadt wollen uns keinesfalls weniger für die Kultur engagieren. Im Gegenteil: mit über 110 Millionen Euro setzen wir auch im nächsten Jahr klare Prioritäten und bekennen uns zur Kulturförderung. Doch staatliche Förderung ist kein Allheilmittel. Wir brauchen einen intelligenten, integrierten Zugang zum Thema, es darf keine Denkverbote und keine ideologischen Gräben geben, wie zuletzt in der Debatte um eine mögliche Kooperation mit dem Opernhaus in Köln. Das Thema eignet sich auch nicht für parteipolitische Auseinandersetzungen — hier wünsche ich mir mehr gesamtstädtische Verantwortung der Politik. Wir sollten offen diskutieren und nicht durch Parteipolemik der Kultur schaden.

Kunst und Kultur sind tragende Säulen der Identität unserer Stadt. Sie sind ein Aushängeschild und ein Standortvorteil, der unsere Wettbewerbsfähigkeit sichert. Es ist jetzt an der Zeit, die Weichen zu stellen, damit es auch in Zukunft so bleibt.

(RP/jco)
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