Düsseldorf Wie die Musik an den Rhein kam

Düsseldorf · Anlässlich des 200. Geburtstags des Musikervereins erinnert eine Ausstellung im Heinrich-Heine-Institut an große Komponisten.

 Komponist Robert Schumann (1810-1856) wird in der neuen Schau im Heine-Institut gewürdigt. Schumann lebte mit seiner Frau Clara und sieben Kindern in Düsseldorf.

Komponist Robert Schumann (1810-1856) wird in der neuen Schau im Heine-Institut gewürdigt. Schumann lebte mit seiner Frau Clara und sieben Kindern in Düsseldorf.

Foto: Landeshauptstadt Düsseldorf/Melanie Zanin

Die Rhythmus-Maschine ist ein ziemliches Ungetüm. Wenn wer an der Kurbel dreht, setzt eine mit großen Schrauben gespickte Holzwalze eine Schlag-Mechanik in Gang, bei der Hämmerchen auf eine Colaflasche, Becken, Fahrradklingel und allerlei andere Gerätschaften niedersausen und einen Höllenlärm veranstalten. Kinder und spielfreudige Erwachsene können diese Maschine nun bedienen, sie ist Teil der Ausstellung "Musik vereint" , die im Heinrich-Heine-Institut zu sehen ist. Die Schau gibt Einblicke in die bürgerliche Musikkultur und deren Geschichte in Düsseldorf. Und da gehört so etwas wie Krach im heimischen Wohnzimmer nicht erst seit heute dazu.

Ob allerdings die sieben Kinder der Familie von Clara und Robert Schumann, die ein paar Jahre lang im Haus gegenüber gewohnt haben, einen ähnlichen Geräuschpegel erzeugt haben, bleibt ungewiss. In der Ausstellung kommen die Sprösslinge des berühmten Komponisten, der eine sehr produktive Zeit in Düsseldorf als Direktor des Musikvereins verlebte, als virtuelle Führer zum Einsatz. Jedenfalls bei der Rallye, die das pädagogische Beiprogramm für Kinder im Kita- und Grundschulalter vorbereitet hat. Da dürfen die jungen Besucher sogar Kleidchen und Anzüge im Stil des mittleren 19. Jahrhunderts anziehen, um einmal nachzuspüren, wie sich eine Kindheit bei musikalischen Eltern wie den Schumannsangefühlt haben mag.

Die Ausstellung selbst widmet sich jedoch dem Phänomen der bürgerlichen Musikkultur, jener nach-napoleonischen Bewegung, in der das Bedürfnis nach Kultur nicht mehr vom Adel, sondern den Bürgern selbst gestaltet wurde. Anlass ist die Gründung des späteren Städtischen Musikvereins zu Düsseldorf, dessen 200. Geburtstag in diesem Jahr quasi allgegenwärtig ist. Was mit einem vierstimmigen Chor und einem (nach Bedarf erweiterten) Streichorchester begann, die am 10. und 11. Mai 1818 Haydns "Jahreszeiten" und "Schöpfung" im Doppelpack aufführten, hatte nicht nur die berühmten Niederrheinischen Musikfeste, die Mendelssohn, Schumann und beinahe auch Brahms für die Position des Musikdirektors nach Düsseldorf zogen, zur Folge. Der Musikverein, der noch heute respektabler vokaler Klangkörper der Landeshauptstadt ist, ist ebenfalls Keimzelle der Düsseldorfer Symphoniker und der Tonhalle. Und überhaupt des hohen kulturellen Niveaus am Rhein.

Davon erzählt die Ausstellung "Musik vereint" in bemerkenswerten Exponaten. Originale Konzertplakate, eine Sammlung alter Konzerthefte, das Original des Orchester-Reglements von 1865, das penibel die Strafen bei dienstlichen Nachlässigkeiten auflistet, stehen neben teils noch nie gezeigten Briefen von Schumann, Mendelssohn, Brahms und den anderen bedeutenden Musikdirektoren. Aus den Sammlungen des Heine-Instituts, der Robert-Schumann-Gesellschaft und des Stadtarchivs stehen massenweise Originale, wie die einzige Schumann-Büste, die aus seiner Zeit stammt, in den Vitrinen. Ganzer Stolz des aktuellen Vorsitzenden des Musikvereins, Manfred Hill, ist ein riesiger Touchscreen, hinter dessen Oberfläche unter anderem alle 236 Platten des Musikvereins seit 1938, die Belege von 4922 Konzerten und 15.400 Bilder nach intuitivem Wisch die überreiche Tradition des Chores erschließen. Daran kann man lesend, hörend und staunend Tage zubringen. Neu im Heine-Haus ist ein Raum mit Schumanns Klens-Klavier, samt alter Polstermöbel, die eine Ahnung vom Wohnzimmer des Komponisten vermitteln. Witzig ist eine "Klangdusche", bei der per Knopfdruck eine "Träumerei" oder ein "Wilder Reiter" auf Kinderohren plätschert.

Daneben hängt ein "Steckenpferd" aus dem 19. Jahrhundert, wie es Schumanns Kinder gehabt haben könnten. Von denen hat das Heine-Institut weitere 20 angeschafft, die bei der Kinder-Rallye zum Einsatz kommen. Sicher auch an der "Rhythmus-Maschine".

(RP)
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