Düsseldorf Wenn der Graf singt, kommen den Fans die Tränen

Düsseldorf · Die Band Unheilig trat in der Mitsubishi Electric Halle auf und beschwor erneut die Freundschaft.

 Bevor Unheilig die Bühne betraten, wurde es dunkel in der Mitsubishi Electric Halle.

Bevor Unheilig die Bühne betraten, wurde es dunkel in der Mitsubishi Electric Halle.

Foto: Andreas Baum

Zuerst war das Gedränge an dem Stand groß, an dem man Fanartikel kaufen konnte. Es gab Unheilig-Pullover, Unheilig-Kaffeetassen, Unheilig-Kissen, Unheilig-Multifunktionstücher und Unheilig-Freundschaftsketten. Der Anhänger dieser Freundschaftskette ist ein silbernes teilbares Herz, in dem die Buchstaben U und H stehen. Wenn man es teilt, bleibt für einen Freund ein U, für den anderen ein H. Das Zeichen "UH" steht für Unheilig, die Band, die wie niemand sonst Lieder über die Freundschaft schreibt.

Bevor Unheilig die Bühne betraten, wurde es dunkel in der Mitsubishi Electric Halle. Dann erklang Hildegard Knefs Lied "Für mich soll's rote Rosen regnen", zu dem das Publikum den Text summte. Auf der noch leeren Bühne schien Kerzenlicht. Doch plötzlich: Lokomotivgeräusche, ein Countdown, und nachdem die Band auf der Bühne erschienen war, rannte der Graf mit offenem Mund auf die Bühne und rief: "3, 2, 1, los!". Er trug wie immer ein weißes Hemd und dazu eine schwarze Krawatte. Er breitete seine Arme aus und sang Zeilen über die Freundschaft wie diese: "Wir sind alle wie eins, unsere Freundschaft kann die Brücke sein, eine Stimme, ein Chor, wir sind wir, wir sind alle wie eins." Das Publikum und der Graf, sie waren eins, wenn sie zusammen sangen. Der Graf badete in seiner eigenen Melancholie, tanzte und ließ seine Hüften kreisen.

Unheilig ist ein Faszinosum für viele Menschen. Der Graf bedient eine Sehnsucht nach Ehrlichkeit, die er mit seiner kernigen Stimme artikuliert. Er besingt ein Gefühl, das viele dumpf empfinden. Wenn sie dann seine Musik hören, brechen sie in Tränen aus.

Während des gesamten Konzerts schaute er so sehnsüchtig in die Menge, als vermisste er sein Publikum schon jetzt. Denn schon vor einiger Zeit hatte er verkündet, dass er sich aus dem Musikgeschäft zurückziehen will. Auch dafür findet der Graf die richtigen Worte: "Alles, was schön ist, geht leider viel zu schnell vorbei, wie ein Freund, der plötzlich geht. Was bleibt, ist Dankbarkeit." Das Publikum ist dankbar, und was am Ende der Karriere bleiben wird, ist die Musik.

(RP)
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