Düsseldorf Von der Bühne auf den Regiestuhl

Düsseldorf · Seit zwei Jahren ist Gregory Caers Hausregisseur und Autor am Jungen Schauspielhaus. Auf "Obesike" und "Adams Welt" folgt jetzt mit "Das geheime Haus" seine dritte Inszenierung. Es ist eine Gruselkomödie für Kinder ab sechs Jahren.

Die Inszenierung "Das geheime Haus" begann mit einer ungewöhnlichen Idee: Das gesamte Ensemble sollte mitmachen, dafür musste eine Geschichte gefunden werden. "Ich wollte etwas für Sechsjährige machen, so spannend wie ein Krimi, aber trotzdem mit gutem Humor", sagt Gregory Caers, Hausregisseur im Jungen Schauspiel. An dem kreativen Entstehungsprozess wirkten alle acht Schauspieler mit. Heraus kam eine "Slapstick-Gruselkomödie", deren Uraufführung am 25. Februar gefeiert wird.

In dem Stück geht um Furcht, die es zu überwinden gilt, um Mut im richtigen Moment und um das Erlangen von Selbstbewusstsein nach überstandener Gefahr. Der Protagonist ist Frieda, gespielt von Bernhard Schmidt-Hackenberg. Ein Junge mit gleich mehreren Problemen: Seine Beinschienen und sein Name machen ihn zum Außenseiter. "Er hat ein hartes Leben und sehnt sich nach Ruhe", sagt Gregory Caers. "Nur deshalb wagt er es, das Spukhaus zu betreten, vor dem er plötzlich steht. Drinnen sieht er Schatten, die ihm Angst einjagen. Bis sie sich in echte Kreaturen verwandeln und Friedas Abenteuer beginnt."

Der 1975 in Brüssel geborene Regisseur berichtet mit sichtlichem Vergnügen von der Erschaffung dieser seltsamen Wesen. "Ich bin ein Geschichtenerzähler, mache Theater nicht mit dem Kopf, sondern mit dem Gefühl. Dazu erfinde ich Bilder, von denen ich glaube, dass sie Kinder faszinieren", sagt der Theatermann. Er deutet auf die Wand hinter sich, sie ist gepflastert mit Notizen. Akkurat kleben dicht beschriftete Papierbögen nebeneinander. "Die Charaktere im Stück baue ich zusammen wie ein Puzzle, das macht so viel Spaß", sagt er begeistert.

"Ich folge keiner klaren Linie, lasse mich treiben von meiner Fantasie. Dabei wurden herrliche Kreaturen geboren. Jeder Zuschauer wird sie anders wahrnehmen und sich auf unterschiedliche Weise mit ihnen verbinden." Seine Inszenierungen hätten eine starke Körperlichkeit, fügt er hinzu: "Ich glaube, dass Bilder und Bewegung die Herzen direkter berühren als Worte."

Bevor er sich der Regie zuwandte, war Gregory Caers Schauspieler. Das erleichtere die Probenarbeit. "Ich verstehe, auf welchen Weg sich jeder Einzelne macht, und kann ihm folgen. Manches braucht eben seine Zeit. Ich erkenne aber auch, wenn er verloren ist, und bin dann in der Lage, ihm zu helfen." Er erinnert sich noch gut an seine Jahre am Genter Nationaltheater: "Ich freute mich immer, wenn ein Regisseur mir Grenzen aufzeigte. Dazwischen aber wollte ich möglichst frei agieren können."

War die Bühne schon seit jeher sein Wunsch? Gregory Caers schüttelt den Kopf und lacht. "Es war keine bewusste Entscheidung für das Theater." Pause. "Es war eine gegen alles andere." In der Schule interessierte ihn vor allem Mathematik. "Ich mochte die Logik, und ich begriff sie. Lernen musste ich das nicht. Mit 18 wussten alle aus meiner Klasse, wohin sie wollten. Nur ich nicht." Ein Lehrer riet ihm zu einer Schauspiel-Ausbildung. Seine Eltern waren skeptisch. Also legte er die Prüfung heimlich ab, wurde aufgenommen und fühlte sich "so wohl wie ein Fisch im Wasser. Es war wie in der Mathematik. Die Welt, in die ich kam, schien mir vertraut."

Nach vielen klassischen Rollen kam er mit der renommierten Kindertheater-Truppe "Kopergietery" in Berührung. "Eine tolle Erfahrung, nicht nur für Kinder zu spielen, sondern etwas mit ihnen zu erarbeiten", sagt er. Später gründete er mit zwei Kollegen die Gruppe "Nevski Prospekt", die erfolgreich durch viele Länder tourt.

Vor drei Jahren verlegte er sich ganz aufs Inszenieren und Schreiben. Stefan Fischer-Fels holte den Vater zweier Söhne einst ans Berliner Grips-Theater. Nach seiner Rückkehr ans Junge Schauspiel Düsseldorf verpflichtete er Gregory Caers 2016 als Hausregisseur und Autor. Auf "Obesike" und "Adams Welt" folgt jetzt "Das geheime Haus". Wie will er Sechsjährige damit gewinnen? "Ich gebe ihnen etwas mit", antwortet er. "Trost, Kraft und das Wissen, dass sie nicht allein sind. Wenn sie das Theater verlassen, sollen sie sich stark fühlen."

(RP)
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