Düsseldorf Vom Urwald in die Wüste

Düsseldorf · Autor Cees Noteboom und Fotokünstler Axel Hütte sprachen über ihre Arbeit auf Reisen.

Beinahe zehn Jahre ist es her, dass der niederländische Schriftsteller Cees Noteboom und der deutsche Fotograf Axel Hütte sich im Heine-Haus begegneten. "Die Weltreisenden", titelte diese Zeitung damals und beschrieb damit den kosmopolitischen Ansatz der beiden. Gerade hatten sie ihr erstes gemeinsames Buch herausgebracht, über dessen Texte und Bilder sie öffentlich miteinander sprechen wollten. Derzeit gibt es eine wunderbare Ausstellung von Hütte-Bildern im Museum Kunstpalast mit dem Titel "Night and Day". Und Cees Noteboom ist wieder angereist, um sie zu sehen. Im Schumann-Saal sprach er dann mit Axel Hütte über seine Eindrücke.

Noteboom ist beinahe 20 Jahre älter als Hütte. Bereits in den 1950er Jahren verdingte er sich auf einem Frachtschiff, um die Welt kennenzulernen. Seine Reiseeindrücke und Begegnungen mit den verschiedenen Kulturen verdichtete er in vielen Büchern zu Erzählungen, die dem Autor internationalen Ruhm einbrachten. "Nein, Axel Hütte und ich haben nicht die gleichen Reisen gemacht", stellte Noteboom gleich zu Anfang fest. "Aber ich bin in seine Fotos gereist und er in meine Geschichten." In einem Oktavheft hatte der Autor notiert, was er den Fotokünstler fragen wollte. Wie lange der irgendwo auf der Welt, im venezolanischen Urwald, in einer asiatischen Tropfsteinhöhle oder arktischen Gefilden nach dem idealen Platz suche, um Bilder von so großartiger Wirkung zu erreichen: "Ich weiß, deine eigentliche Arbeit beginnt erst nach der Reise im Fotoatelier. Aber deine Küchengeheimnisse willst du ja bestimmt nicht verraten."

So war es auch. Axel Hütte bereitete es sichtlich Freude, den Erzähler ausschweifend erzählen zu lassen. Die große Rede liegt ihm selbst nicht so sehr. Über die technischen Finessen seiner Fotoarbeiten wollte er schon gar nicht reden. "Das nimmt den Bildern ihren Reiz", sagte er. Noteboom aber ließ nicht locker. Wie viel Prozent an nebeligem Weiß man einem Bild zumuten dürfe, fragte er mit Bezug auf das 1994 entstandene "Hotel Furkablick". Oder wie viel Schwarz noch erträglich wäre, in Anspielung auf die später entstandene Arbeit "Horse Creek". Jetzt fühlte sich Axel Hütte herausgefordert und verriet Geheimnisse aus den "unendlich vielfältigen Arten von Schwarz und Weiß".

Hütte fotografiert keine Menschen. Und dennoch hat er sie im Blick. Im Unterschied zur Amateurfotografie mit ihrer "dargestellten" Realität ist sein Ziel eine "vorgestellte" Realität. Er zwingt den Betrachter, seinem Blick zu folgen: "Erst durch dessen Imagination entsteht im Idealfall große Fotokunst." Wie der Schriftsteller, der gerade aus der südamerikanischen Atacama-Wüste zurückgekehrt war, hat auch der Fotograf alle Kontinente bereist, mehrfach sogar. Beide waren sich aber darin einig, ganz besonders der Faszination Japans erlegen zu sein. Doch im Unterschied zu Hütte, der seine Japanreisen minutiös plant und immer einen einheimischen Führer an seiner Seite hat, begreift Noteboom gerade die Unwägbarkeit fremder Sprache, Schrift und Tradition als ideale Fundgrube für seine Geschichten. Als Vorwort seines Ausstellungskatalogs "Night and Day" hatte sich der Fotograf einen Text von Noteboom gewünscht. "Aber das klappte nicht, der Mann ist ja immer unterwegs", erzählte er.

Info Die Ausstellung "Night and Day" mit Arbeiten von Axel Hütte ist noch bis 14. Januar im Kunstpalast zu sehen.

(RP)
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