Düsseldorf Vom Aschenputtel zu den Opern-Profis

Düsseldorf · Valerie Eickhoff studiert noch an der Robert-Schumann-Hochschule, hat aber schon ihr erstes Engagement als Opernsängerin im Blick.

 Valerie Eickhoff als Aschenputtel in der Rossini-Oper "La Cenerentola", die an der Robert-Schumann-Hochschule aufgeführt wurde.

Valerie Eickhoff als Aschenputtel in der Rossini-Oper "La Cenerentola", die an der Robert-Schumann-Hochschule aufgeführt wurde.

Foto: Susanne Diesner

Die 21-jährige Sängerin Valerie Eickhoff hat es geschafft: Direkt nach der Premiere der Rossini-Oper "La Cenerentola" (Aschenputtel) in der Robert-Schumann-Hochschule bot sich ihr die Chance, bei Andreas Wendholz, Operndirektor des Theaters Krefeld/Mönchengladbach, vorzusingen - mit Erfolg: Die Mezzosopranistin konnte sich gegen eine starke Konkurrenz aus dem Ausland durchsetzen und ist mit Beginn der nächsten Spielzeit Mitglied des Opernstudios Niederrhein.

Inzwischen hat die junge Mezzosopranistin ihre letzte Aufführung, die "Dernière", der Rossini-Oper hinter sich gebracht. Wie fühlt sie sich am Ende des dreistündigen Abends? "Voller Glück. Ich hab's einfach genossen und ganz viel Spaß gehabt. Ein bisschen aber bin ich wehmütig, dass es doch schon vorbei ist", sagt sie, noch gekleidet im eleganten Gewand der Prinzessin, zu der sie ja durch die Handlung geworden ist.

Eickhoff kommt aus Herdecke und studiert seit ihrem 16. Lebensjahr in Düsseldorf. Als Kind hat sie angefangen, Gitarre zu spielen, aber nur als Freizeitbeschäftigung. Als man ihr mehrfach bescheinigte, eine besonders schöne Stimme zu haben, wollte sie Gesangstunden nehmen. "Da hat meine Mutter gesagt: Wir bezahlen das nur, wenn du die Sache ernst nimmst." Valerie nahm die Sache sogar sehr ernst und durfte schließlich an der Robert-Schumann-Hochschule vorsingen. Sie wurde als Jungstudentin aufgenommen, und fuhr anfangs einmal in der Woche von Herdecke nach Düsseldorf, wo sie in der Klasse von Konrad Jarnot ihre Gesangsausbildung begann. Jetzt, nach dem Abitur in ihrer Heimatstadt und acht Semestern Studium in Düsseldorf, wird sie ihre Bachelor-Prüfung ablegen und dann ins Profi-Lager wechseln.

Die musikalische Leitung der "Cenerentola" hatte Thomas Gabrisch, Professor der Opernklasse. Seit etlichen Jahren führt er seine Studenten über zweimonatige, intensive Proben während der Wintersemester-Ferien zur Aufführung einer vollständigen Oper, die dann für besondere Talente wie Valerie Eickhoff den Weg in ein professionelles Ensemble eröffnet.

"Wer sich heute entschließt, Musikerin oder Musiker zu werden, braucht einen starken Willen und eine klare Vision. Jeder, der den beschwerlichen Weg einer künstlerischen Ausbildung beschreitet, muss davon überzeugt sein, zu den Besten seines Faches aufsteigen zu können" - das schreibt Raimund Wippermann, Rektor der Robert-Schumann-Hochschule, im Programmheft zur "Cenerentola". Aschenputtel hat es in sich. Die Rolle der "Cenerentola" ist gespickt mit vokalen Drahtseilakten. Um die richtige Sängerin für die Aufführung der Opernklasse zu finden, wurde zum hochschulinternen Vorsingen eingeladen. Eva Marti und Valerie Eickhoff konnten sich schließlich mit ihren Stimmen durchsetzen. Die Zweitbesetzung der Rolle ist eine Italienerin. Thomas Gabrisch engagierte sie zusätzlich als Lehrerin für die bessere Aussprache der italienischen Texte.

"Cenerentola" ist in der Opernproduktion der Hochschule kein kleines, graues Mäuschen, sondern eine starke Frau, die weiß, was sie will. Um die feinen Nuancen des Werks zu verstehen, hat sich Valerie Eickhoff intensiv mit dem Text auseinandergesetzt. "Ich habe mehrere Male das italienische Libretto Wort für Wort übersetzt", sagt sie.

Wie aber passt der Name Eickhoff in der Modestadt Düsseldorf zu einer Aschenputtel-Figur? Die junge Sängerin kennt die Anspielung: "Meine Familie hat mit der berühmten Modedynastie dieser Stadt leider nichts zu tun", kommentiert sie lachend. Hat sie Angst vor dem neuen Leben, weg von dem Schutz des Studenten-Daseins? "Anfangs ja, definitiv. Ich habe mich zwar beworben, aber eine mögliche Zusage war kein reelles Ding in meinem Kopf", erzählt Eickhoff. "Aus der Angst ist aber inzwischen Respekt geworden. Ich freue mich auf mein neues Leben."

(RP)
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