Umbau des Marionetten-Theaters Frische Luft im Puppenheim

Düsseldorf · Die fehlende Lüftung sorgte für das Aus des Düsseldorfer Marionettentheaters. Nun ist sie da – im Herbst will das Haus wieder öffnen.

 Gesichert durch ihre Fäden wagen sich die Puppen des Düsseldorfer Marionettentheaters auf einen der Stahlträger.

Gesichert durch ihre Fäden wagen sich die Puppen des Düsseldorfer Marionettentheaters auf einen der Stahlträger.

Foto: Marionetten-Theater

Die letzte Vorstellung im Düsseldorfer Marionettentheater fand am 14. März 2020 statt. Seitdem ist das Theater an der Bilker Straße 7 geschlossen. „Am Anfang dachte jeder, dass es nur eine kurze Unterbrechung geben wird. Aus den Wochen wurden schnell Monate und dann kam das endgültige Aus“, erinnert sich Theaterchef Anton Bachleitner. Dem Theater fehlt eine hochwertige Klima- und Lüftungsanlage, ohne die ein erneuter Spielbetrieb nicht möglich ist.

Dass der Theaterraum mit den 90 Sitzplätzen renoviert werden muss, war Bachleitner schon länger bewusst. Zwar wurden immer wieder kleinere Arbeiten durchgeführt, insgesamt war das Gebäude jedoch nie groß renoviert worden. Nicht nur die Belüftungssituation, auch der Brandschutz entsprach nicht mehr den Standards. Die Corona-Pandemie verstärkte die Notwendigkeit eines Umbaus umso mehr. Die Baukosten belaufen sich mittlerweile auf 810.000 Euro. „Um die Technik unter Stühlen und Stufen zu installieren, ist es erforderlich, den Saal komplett umzubauen. Ein Riesenaufwand“, erklärt Bachleitner.

Nach einem Ringen um Zuschüsse und Förderanträge war es überhaupt erst durch eine groß angelegte Spendenaktion möglich, den umfangreichen Umbau des Gebäudes zu finanzieren. Innerhalb weniger Wochen kamen so 230.000 Euro zusammen. „Das ist wirklich bemerkenswert für so eine kleine Bühne. Aber die Düsseldorfer haben uns da sehr unterstützt“, sagt Bachleitner. Im Rat der Stadt Düsseldorf wurden dann im September 2021 noch die fehlenden Mittel in Höhe von 584.000 Euro bewilligt.

Die bestellte Klima- und Lüftungsanlage wurde nun ausgeliefert und mit einem Kran über das Palais Wittgenstein auf eine Stahlkonstruktion auf das Flachdach des Theaters gesetzt – trotz stürmischen Wetters. In der Zwischenzeit wurde die alte Bestuhlung und Podesterie abgebaut, die Wand- und Deckenverkleidungen wurden abgehängt, Heiz- und Stromleitungen sortiert und Kernbohrungen und Mauerarbeiten durchgeführt, um Platz für die vielen Lüftungskanäle und Leitungen zu schaffen. Architekt Ingo Höhn plant den Umbau in Absprache mit Fachplanern.

Nach Fertigstellung wird die gefilterte Frischluft dann durch unzählige Auslässe in der neu gebauten Zuschauerpodesterie gepresst und an zwei Stellen unter der Decke wieder abgesaugt. Alle fünf Minuten soll so die komplette Raumluft ausgetauscht werden. Um auch den Bühnenraum künftig mit Frischluft zu versorgen, wurden Anfang des Jahres bereits im hinteren Bühnenbereich zwei kleinere Klimageräte eingebaut.

Aber nicht nur die Belüftungstechnik soll auf den neuesten Stand gebracht werden: Eine neue Theaterbestuhlung mit Klappsitzen, die mit 40.000 Euro vom Land gefördert wird, ist bereits in Arbeit. Außerdem sind neue Theatervorhänge, eine Induktionsschleife für Hörgeschädigte und die Installation einer Videoanlage geplant. „Insgesamt müssen alle Räume renoviert werden. Durch den Umbau sind alle Bereiche des Theaters betroffen“, so Bachleitner. Der Theaterchef rechnet damit, das Theater im Herbst dieses Jahres wieder eröffnen zu können.

Die letzte Premiere im Marionettentheater feierte Bachleitner vor zehn Jahren mit „Die unendliche Geschichte“ nach Michael Ende, die geplante Erstaufführung von Astrid Lindgrens „Ronja Räubertochter“ musste durch die Pandemie ausfallen. „Im nächsten Jahr wollen wir die Premiere nachholen. Das ist der Plan“, erzählt Bachleitner, der zwar kreativer Kopf des Theaters ist, sich seit einigen Jahren allerdings hauptsächlich mit Organisatorischem rumschlägt.

Eine kleine Online-Premiere gab es soeben zum Welttag des Puppenspiels. Im Jahr 1989 hatte sich das Marionettentheater entschlossen, den Roman „Der Golem“ von Gustav Meyrink für die Marionettenbühne zu adaptieren. Susanne Kröber, eine damalige Mitarbeiterin des Theaters, erarbeitete die Textfassung, Anton Bachleitner entwarf die Puppen. So entstand eine Kriminalgeschichte in geheimnisvoller Atmosphäre. Diese ursprünglich 80-minütige Theaterinszenierung wurde im Jahr 2018 neu aufgezeichnet, anlässlich eines Wettbewerbs zu einem Kurzfilm umgearbeitet und für diese Online-Premiere noch einmal optimiert.

Diese neueste Version von „Der Golem“ kann weiterhin auf der Internetseite des Marionettentheaters angeschaut werden.

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