Düsseldorf Ulrich Erbens Bilder vertreiben den Januar-Blues

Düsseldorf · Drei Blicke, drei Interpretationen. Auf Ulrich Erbens Kunst schauend, sein noch junges abstraktes Bild in Blau-Grau betrachtend, gehen die Gedanken auf Reisen. Das lichte Blau mit den grauen Balken ließe sich strukturiert in Ziffern und Buchstaben lesen, zwei große H und eine Null oder ein O auf der Leinwand. Es könnte auch Ausdruck einer Stimmung sein, die der Vertreibung des Januar-Blues ganz nahe kommt. Hans Strelow, der den großen Idealisten unter den Malern zum wiederholten Mal in seiner Galerie am Luegplatz ausstellt, besteht auf seiner Sicht der Dinge: Das Bild erinnere ihn an Flugzeuge, an Zustände wie Schweben und Fliegen.

 Aus dem Zyklus "Festlegung des Unbegrenzten" stammt dieses Gemälde von Ulrich Erben von 2017, Acryl und Pigment auf Leinwand

Aus dem Zyklus "Festlegung des Unbegrenzten" stammt dieses Gemälde von Ulrich Erben von 2017, Acryl und Pigment auf Leinwand

Foto: Galerie

Es ist jedes Mal aufs Neue ein Seherlebnis, Erbens fein geschichteter und noch feiner dosierter Malkunst zu begegnen. Jedes Bild hat seine Tönung, mal überwiegend Rosa oder Grau grundiert, auch Dunkelrotbraun. Alle Gemälde eröffnen tiefe Räume, und diese können über die Rahmen hinweg weiter leuchten. Wie der gebürtige Düsseldorfer das macht, kann man nicht so genau sagen, außer dass er allerfeinst Schicht auf Schicht legt, bis 20 Farbaufträge können das sein. Dabei dosiert und verändert er die Farbe minimal. Das Geheimnis ist ihre Durchscheinkraft. Fast pudrig wirkt das Ergebnis. Wie nicht von dieser Welt, von Alchemie bewegt, oder von Zauberkraft geleitet.

So wie Erben malt kein Zweiter, manche halten ihn für den skandalös unterschätzten Maler seiner Zeit. Doch warum eigentlich unterschätzt? In internationalen Sammlungen begegnet man seinem Werk, im Sommer richtet ihm das Museum Kunstpalast eine große Einzelausstellung aus.

Das Nordlicht des Galerieraumes kommt Ulrich Erbens Kunst zupass. Ein Abgleich wird möglich, Unwirklichkeit gegen Wirklichkeit. Erbens Himmel und Horizonte verwandeln sich in ihrer Tönung nach dem Verlauf der Sonnenuhr, es ist alleine die Kraft der Farben. In 60 Jahren erschafft der Künstler immer wieder neue Bilderwelten; waren es früher, in den 1960er Jahren noch ausgefeilte wundersame gegenständliche Zeichnungen, verlor sich bald die Figuration fast vollständig. Auf einer dieser alten Zeichnungen, die bezeichnenderweise "Weite I" hieß und in den 1970er Jahren entstand, löst er sichtlich die Linien auf. Ein Balken findet sich auf dem Papier.

Neuerdings hat er auf seine farbrein schwingenden Flächen wieder Balken gelegt, Rechtecke werden zu Quadern, einmal stapelt er sie zur Stufung. Erbens Werk scheint längst nicht abgeschlossen. Egal, was er auch malen wird, die Farbe wird den Betrachter in Stimmung bringen.

Info Bis 17. März, Luegplatz 3. Heute, 19 Uhr, Vernissage.

(RP)
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