Düsseldorf Tumult in der "Komödie"

Düsseldorf · Mit dem Klassiker "Die Eule und das Kätzchen" eröffnet die Boulevardbühne ihre Spielzeit. Die Proben sind in der finalen Phase.

 Julia Kelz und Jens Hajek in einer Szene von "Die Eule und das Kätzchen". Zurzeit laufen die Proben in der "Komödie".

Julia Kelz und Jens Hajek in einer Szene von "Die Eule und das Kätzchen". Zurzeit laufen die Proben in der "Komödie".

Foto: Peter Bocklage

Die "Komödie" beendet ihre Sommerpause und startet am kommenden Dienstag mit dem Zwei-Personen-Stück "Die Eule und das Kätzchen" in die neue Saison. Ein entstaubter Klassiker des Boulevards, 1970 verfilmt mit George Segal und Barbra Streisand, die damals nach zahlreichen Musicals zum ersten Mal in einer reinen Sprechrolle brillierte und prompt für den "Golden Globe" nominiert wurde. Auch die Kölnerin Julia Kelz erweitert mit dieser Rolle ihr Spektrum. Sie spielte zuletzt in Stuttgart "Gott des Gemetzels", "Virginia Woolf" und die freche Isa in "Tschick". Nach dem teilweise bitterbösen Humor in diesen Theaterstücken sind die Pointen in "Die Eule und das Kätzchen" weichgespülter, aber dennoch witzig. "Meine erste richtige Komödie", freut sie sich. "Die Proben machen Spaß, selbst an Tagen, an denen ich nicht so gut drauf bin. Ich fühlte mich gleich warm und wohlig und konnte mich mit ganzem Herzen in das Genre fallenlassen."

Für Regisseur Rolf Berg ist Julia Kelz, die er seit Langem kennt, die Idealbesetzung: "Sie fiel mir blitzartig ein", sagt er. "Nicht zuletzt, weil sie als Halbitalienerin das nötige Temperament mitbringt." Beim Einblick in die Proben ist das zu spüren. Entschlossen baut sich die Schauspielerin auf der Bühne vor ihrem Partner Jens Hajek auf und flötet: "Ich glaube, ich verliebe mich in Sie." Der weicht erschrocken zurück und fleht: "Bitte nicht!" Ein ungleiches Paar: Sie - eine Gelegenheits-Prostituierte, die wegen ihres unmoralischen Gewerbes aus ihrer Wohnung fliegt und bei ihm Unterschlupf begehrt. Er - ein versponnener Möchtegern-Schriftsteller, der auf Socken durch die Gegend schleicht.

Jens Hajek lebt in Düsseldorf und ist auf dem Boulevard ein gern gesehener Gast, nicht nur im Rheinland. In der "Komödie" spielte er zuletzt 2005. Unvergessen ist ihm auch sein erster Auftritt in "Pension Schöller", fast 20 Jahre ist das her: "Damals gab es in den Garderoben nur zwei Eimer Wasser zum Waschen." Heute geht es dort komfortabler zu, und auch derzeit werden Theaterfoyer und Zuschauerraum wieder verschönert.

Beide Schauspieler haben reichlich Fernseherfahrung. Julia Kelz, die nach dem Abitur in Hamburg und Mailand Musical studierte, später dann noch Schauspiel in Köln, wurde 2012 durch ihre Rolle in der Krimiserie "Wilsberg" bekannt. Sie war im Wiesbadener "Tatort" zu sehen und dreht derzeit die neue Serie "Meuchelberg". Jens Hajek, auch als Sprecher und Moderator unterwegs, gehört als Bauunternehmer Benedikt Huber seit März 2016 zum Hauptcast von "Unter uns". Wie Rolf Berg ist er in Ratingen geboren. Obwohl sie sich schon häufig über den Weg liefen, arbeiten sie nun zum ersten Mal zusammen. "Beziehungsgeschichten lassen sich am besten zwischen zwei Personen erzählen", sagt der Regisseur, "besonders wenn die Charaktere so konträr sind wie hier. Was sie verbindet, ist ihre Lebensangst." Selbst die kesse Doris trumpft nur nach außen hin auf. "Ein Schutzschild", erklärt Julia Kelz. "Sie hat immer gelernt, um sich zu beißen, ist im Grunde aber sehr verletzbar." Felix wiederum verschanzt sich hinter einer gewissen Spießigkeit, damit er in seiner Traumwelt bleiben kann.

Beiden Schauspielern fordert ihre Rolle viel ab. "Da gibt es keine Szene, in der man sich kurz ausruhen kann", sagt Jens Hajek. "Wenn man wie jetzt im Endspurt drei, vier Stunden geprobt hat, ist man erstmal durch." Julia Kelz bestätigt das, merkt aber noch an, wie sehr sie es genießt, zu zweit so viel Raum zu haben und sich ausprobieren zu können. Rolf Berg ist zufrieden mit dem Verlauf der Proben. Eine knappe Woche vor der Premiere wirkt er gelassen: "Ich habe das Gefühl, wir sind schon bei der Kür. Der Baum steht, jetzt kommen noch ein paar bunte Kugeln dran."

(RP)
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