Düsseldorfer Symphoniker Aufbruch und Abschied im Sternzeichen-Konzert

In der Düsseldorfer Tonhalle spielten die Symphoniker Chatschaturjan und Tschaikowsky. Zu Gast war der serbische Geiger Nemanja Radulovic.

 Solist in der Tonhalle: der 34-jährige Nemanja Radulovic.

Solist in der Tonhalle: der 34-jährige Nemanja Radulovic.

Foto: Susanne Diesner

Starkes Kontrastprogramm: Das im Kriegsjahr 1940 entstandene Violinkonzert Aram Chatschaturjans schnappt fast über vor Euphorie, während Peter Iljitsch Tschaikowskys Sechste Symphonie mit Beinamen „Pathétique“ im Abschiedsschmerz versinkt. Tschaikowsky kehrt 1893 mit seinem letzten Werk der Welt den Rücken und stirbt kurz nach der Uraufführung, Chatschaturjan greift mit vollen Händen nach dem Leben – und hat noch vier Jahrzehnte vor sich. Die ungleichen Kompositionen standen sich gegenüber beim Sternzeichen-Konzert der Düsseldorfer Symphoniker unter Leitung von Alexandre Bloch in der Tonhalle.

Der Abend begann mit dem furiosen Violinkonzert des Säbeltanz-Komponisten Chatschaturjan. Als Solist fand sich mit dem serbischen Geiger Nemanja Radulovic ein smarter Virtuose mit eleganter Technik und der nötigen spielerischen Beweglichkeit. Der junge Mann musizierte sehr akzentuiert, aber niemals grob oder äußerlich. Radulovic verfügt über einen filigranen Ton – so ganz anders als der einstige Widmungsträger David Oistrach, der für seinen kräftigen Bogenstrich bekannt war.

Die lyrischen Stellen des Stückes erinnern etwas an die nordische Romantik Edvard Griegs. Sanfte Melodiebögen gestaltete Radulovic nun sehr fein, aber ohne die Mendelssohn-Schleifchen aus der Schule höherer Töchter. Zum Höhepunkt wurde der rasche Finalsatz, bei dem auch Feuerkopf Bloch ganz aus dem Häuschen geriet. Nach dem effektvollen Schluss loderte Beifall auf, für den sich sowohl Geiger als auch Dirigent musikalisch bedankten: Für die Zugabe stand ein Flügel am linken Künstler-Entree des Podiums bereit. Dort spielte das Duo das traumverlorene Kleinod „Après un rêve“ von Gabriel Fauré, in dem einmal mehr die lyrischen Qualitäten des Geigers zum Vorschein kamen.

Das Konzert von Chatschaturjan besitzt gewiss seinen Reiz. Doch schon mit den ersten Takten der „Sechsten“ Tschaikowskys wurde klar, was wirklich grandiose Musik ist. Die Seufzer dringen so direkt zur Seele wie eine Meereswelle an den Strand. Tschaikowsky komponierte selbsterklärend und machte keine Geheimnisse um seine Gefühlslage – insbesondere in dieser Symphonie. Die Düsseldorfer Symphoniker wirkten hier noch etwas engagierter, musizierten farbiger und expressiver. Bloch legte sich körperlich ins Zeug als ginge es um sein Leben. Heraus kam eine packende, auch technisch exquisite Aufführung. Besonders mitreißend gelang das effektvolle Scherzo, bei dem Bloch nicht gleich sein Pulver verschoss, um auf der Zielgeraden noch einmal Tempo zu machen – spontaner Beifall nach diesem vorletzten Satz.

Info Heute Abend treten die Düsseldorfer Symphoniker noch einmal mit ihrem Sternzeichen-Konzert in der Tonhalle auf. Beginn ist um 20 Uhr.

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