Theater an der Kö Flacher Klamauk ohne große Pointen

Düsseldorf · Die Komödie „Begleiterscheinungen“ gerät über weite Strecken öde.

 Eva Habermann und Oliver Bürgin spielten gut, konnten aber angesichts der schwach konstruierten Handlung das Stück nicht retten.  Foto: D. Haentzschel

Eva Habermann und Oliver Bürgin spielten gut, konnten aber angesichts der schwach konstruierten Handlung das Stück nicht retten. Foto: D. Haentzschel

Foto: Dennis Häntzschel

Etwas befangen stehen sie sich gegenüber: Daniel, der gerade erst ein schickes Loft bezogen hat. Und Sara, seine Nachbarin, die ihm mit Brot und Salz zum Einzug gratuliert. Man spürt Sympathie und bei Daniel sofort noch mehr. Er ist schockverliebt und schaut Sara sehnsüchtig nach, voller Hoffnung auf eine nähere Bekanntschaft. Dass sie bei einer Escort-Agentur arbeitet, mit vielen Männern ausgeht und zu allerlei Dienstleistungen bereit ist, ahnt er nicht. Und schon gar nicht, dass sein bester Freund Tom zu Saras Stammkunden zählt.

Soweit der durchaus noch launige Auftakt zur Komödie „Begleiterscheinungen“ von Peter Buchholz, die im „Theater an der Kö“ ihre Uraufführung erlebte. Die Regie hatte Hausherr René Heinersdorff übernommen. Kürzlich sagte er einmal, wie schwierig es doch sei, den richtigen Ton auf dem Boulevard zu treffen, dazu bedürfe es einer gewissen „Geschmacklichkeit“. Stimmt. Doch gerade deshalb leuchtet es nur schwerlich ein, warum er sich für dieses unglaubwürdig konstruierte Stück entschied.

Der Autor hat sein Pulver schnell verschossen. Es gibt sehr wohl einige hübsch pointierte Dialoge, mitunter wird auch laut gelacht. Aber die Idee trägt nicht allzu weit und erschöpft sich rasch. Da müssen dann Schlüpfrigkeiten herhalten, um den dünnen Inhalt aufzupeppen. Also klemmt sich Daniel eine Flasche Champagner ganz oben zwischen die Beine, eine Fontäne spritzt in hohem Bogen heraus. Und das Motto des Philatelistenabends heißt „geleckt und abgestempelt“. Das Schauspieler-Trio auf der Bühne kann wenig dafür. Eva Habermann erfreut mit melodischer Stimme und Charme. Ihretwegen liefern sich zwei Herren Hahnenkämpfe: Oliver Bürgin als Daniel, Ralf Stech als Tom. Beide sind frische Gesichter auf dem Düsseldorfer Boulevard und gestandene Theater-Profis. Nur werden sie hier von einer blutleeren Handlung an die Kette gelegt. Die besten Momente hat Oliver Bürgin. Ihm nimmt man ab, wie verzweifelt er ist, als Saras Doppelleben auffliegt: „Ich habe mich in eine Prostituierte verliebt!“ Und wie beseelt er seinem Freund klarmachen will, dass abgebrühte Escortdamen niemals das Gefühl der reinen Liebe und „das Beben vor dem ersten Kuss“ ersetzen können. Dennoch zieht der Zahnarzt Tom das unverbindliche Vergnügen vor. Bis er nach einem zackigen Wendemanöver urplötzlich Sara hinterher hechelt. Die erfindet sich als ihre Zwillingsschwester Charlotte neu, trinkt Pfefferminztee statt Prosecco, spielt bebrillt und hochgeschlossen die seriöse Bankerin vor. Kann sie Daniel auf diese Weise zurückerobern? Lange hält die Täuschung nicht. Sara gerät zwischen die Fronten, muss sich entscheiden und stellt die Männer mit einer hinterlistigen Gewissensfrage auf den Prüfstand. Wer am Ende ihr Herz gewinnt, soll hier nicht verraten werden.

Das Stück wurde zwiespältig aufgenommen. Aber wie so oft im Boulevardtheater gilt auch für „Begleiterscheinungen“: Es hat noch jede Art von leichter Kost ihre Liebhaber gefunden. Und sicher wird mancher seinen Spaß an der Aufbereitung des Themas Escort-Service haben. So ist es eben mit dem Humor. Er trifft bei jedem unterschiedlich. Mal punktgenau und mal daneben.

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