The Notwist spielten im Kulturzentrum Das Zakk wird hypnotisiert

Düsseldorf · Kolossale Klangräume: Die aus Oberbayern stammende Indie-Band The Notwist spielte Songs ihres Albums „Neon Golden“ im Kulturzentrum Zakk.

 Markus Acher, Frontsänger von The Notwist.

Markus Acher, Frontsänger von The Notwist.

Foto: Nadia Wardi/Zakk

20.49 Uhr: The Notwist betreten die Bühne des Zakk, und zwar introvertiert. Beinahe wie eine schüchterne Schülerband checken sie nochmal ihre Gitarrengurte. Stille in der Halle. Die gut 500 Besucher halten die Luft an. „Hallo.“ Markus Acher, Frontmann der Band aus Weilheim in Oberbayern, bekommt zunächst nicht viel mehr über seine Lippen.

Seine Finger beginnen vorsichtig die Saiten seiner Telecaster zu zupfen. Und dann singt er: „Prepareyourshoes not to come back soon.“ In diesem Moment zerreißt Achers zierliche Stimme die schwere Luft im Zakk. Gänsehaut.

„Neon Golden“, der Titel des Albums, erzeugt zahlreiche dieser Gänsehautmomente. Und gräbt man in der Diskografie der Band um die beiden Acher-Brüder etwas tiefer, dann wird schnell klar: Die Erschaffung kolossal atmosphärischer Klangräume, das war nicht von Beginn an ihr Metier. Die ersten in Eigenregie hergestellten Alben von The Notwist Anfang der 90er Jahre sind stark geprägt von den Genres Metal, Hardcore und Punkrock. Erst mit Martin Gretschmann eröffnete sich der Band ein neuer musikalischer Horizont, sie experimentierten nun zunehmend mit elektronischen Stilelementen.

Und die fesseln das Publikum. Genau wie auch die rhythmischen Rafinessen der Songs die Zuschauer immer wieder zum Staunen zwingen. Mit einem unbeschreiblichen Gefühl schlägt Andreas Haberl (Schlagzeug) bei „Pick up the Phone“ mit seinen Sticks auf die Trommelringe, streichelt er mit den Besen sanft über die Kesselfelle. Und dazu immer wieder diese charakteristisch hart einfallenden, elektronisch erzeugten Schwingungen. Micha Achers Basslinien strömen dazu in jede Ritze des Raums bei „This Room“.

Ein Wust an instrumentaler Sphäre breitet sich brachial und unverhohlen in der Halle des Zakk aus, Markus Achers Stimme ist schon längst verklungen, er bewegt sich mittlerweile tranceartig vor seiner kleinen rot und blau aufleuchtenden Mischpultkonsole und haut in die Tasten. Die Band lässt sich treiben, die ersten Reihen des Publikums zucken zu den Techno-Beats von „Onewith the Freaks“ und „Off the Rail“. Ein tiefes Schnaufen hier, ein heftiges Rattern da, dazwischen ein immenses Klangspektrum, Karl Ivar Refseth und sein Vibrafon scheinen zu verschmelzen. Man ist irritiert und fragt sich: Wie machen die das. Oder besser noch: Was genau machen die da?

Das Klangchaos findet ein abruptes Ende. Beschwingt und leichtfüßig biegen wir mit „Consequence“ auf die Zielgerade des Albums ein. Es ist an der Zeit, behutsam aufzuwachen. Und das funktioniert sehr gut: „Leavemehypnotized.“ 21.50 Uhr.

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