Tanzstück für Kinder Wenn Opfer zu Tätern werden

Düsseldorf · Die Schweizer Choreografin Tabea Martin bringt in ihrem Kinder-Tanzstück „Geh nicht in den Wald, im Wald ist der Wald“ im Tanzhaus NRW die Themen Diskriminierung, Ausgrenzung und Macht auf die Bühne.

 Szene aus Tabea Martins Produktion "Geh nicht in dien Wald, im Wald ist der Wald".

Szene aus Tabea Martins Produktion "Geh nicht in dien Wald, im Wald ist der Wald".

Foto: Rio Basel/Tanzhaus

In ihrem neuen Kinder-Tanzstück „Geh nicht in den Wald, im Wald ist der Wald“, das vom 12. bis 14. Februar im Tanzhaus NRW zu sehen ist, bringt Tabea Martin die Themen Diskriminierung, Ausgrenzung und Macht auf die Bühne. Gemeinsam mit ihrem Team besuchte sie für die Recherche Schulklassen verschiedener Stufen in ihrer Heimatstadt Basel und Umgebung. Die Geschichten, die sie hörte, bestärkten die Schweizer Choreografin, das Thema für die Bühne zu bearbeiten. Dabei fiel ihr auf, dass obwohl alle Altersgruppen mit Ausgrenzung und Diskriminierung im Alltag konfrontiert sind, die höheren Jahrgänge weit öfter offenen Rassismus erfahren.

Für die Umsetzung wählte Tabea Martin den Wald als Metapher. Den sieht man ja bekanntlich vor lauter Bäumen nicht. Martin nutzt das Doppeldeutige des Waldes als überlebenswichtiges Ökosystem einerseits, andererseits als den dunklen geheimnisvollen Ort, den wir aus Mythen, Sagen und Märchen kennen. Dort lässt sich Schutz finden, eintauchen und unsichtbar werden, aber eben auch abgeschirmt von Beobachtern Übles aushecken.  

Nicht zum ersten Mal hinterfragt die Schweizerin in ihren Arbeiten Gegensätze. Seit rund 20 Jahren bringt sie auf diese Weise große Themen auf die Bühne. Mal geht es um Tod und Trauer, ein anderes Mal stellt sie die Genderfrage ins Zentrum, wie in ihrem Stück „Pink for girls and blue for boys“. Dabei lässt die in Basel geborene Künstlerin bei aller Ernsthaftigkeit den Humor nie zu kurz kommen. Es geht ihr um das Grundsätzliche bei ihrer aktuellen Auseinandersetzung mit Ausgrenzung und Macht, die durch alle Geschichten, die sie von den Kindern und Jugendlichen hörte, durchscheinen. Dabei können sich die Rollen schnell verändern, Opfer werden zu Tätern, Täter zu Opfern.

Die Schweizerin hat eine Zeitlang in Rotterdam Tanz studiert. Dort hat sie eine sehr offene und experimentelle Kindertheaterszene kennen gelernt, die den Mut hat, auch schwierige und sperrige Themen auf die Bühne zu bringen. Die Erfahrungen dort haben die Künstlerin geprägt und so fließen sie auch in ihre aktuelle Choreografie ein.

Um die Auseinandersetzung mit dem harten Stoff für Kinder zugänglicher zu machen, arbeitet Tabea Martin mit Objekten auf der Bühne und lässt auch den Humor nicht zu kurz kommen. Die vier Tänzer nutzen Kostüme, Perücken und Requisiten, die in die Performance eingebaut werden. Der optischen Opulenz setzt Martin kraftvollen Tanz entgegen. Neben den visuellen Elementen spielen in ihren Inszenierungen Texte eine wichtige Rolle. Das ist auch in „Geh nicht in den Wald“ so. Dafür schrieb sie einen Monolog, der eine Schlüsselfunktion in der Handlung hat. Es geht darin um die Macht, die ein Mensch auf ein Gegenüber allein schon durch Blicke und Vorurteile haben kann.

Info Das Tanzhaus NRW zeigt „Geh nicht in den Wald, im Wald ist der Wald“ am 12. und 13. Februar jeweils um 15 Uhr und am 14. Februar um 10 Uhr; www.tanzhaus-nrw.de  

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