Probenreportage Künstler mischen sich am Hauptbahnhof unter Passanten

Düsseldorf · Eine Performance-Gruppe um den flämischen Choreografen Seppe Baeyens probt im öffentlichen Raum. Ihre Arbeit heißt „Birds“ und macht aus Zuschauern Tänzer.

Die Sonne brennt auf den Bertha-von-Suttner-Platz. Im Schatten der Bäume ruhen sich Reisende aus. Andere trinken hier schon seit Stunden Bier. Im Zentrum des Platzes hinter dem Düsseldorfer Hauptbahnhof spielen sich seltsame Szenen ab: Zwei Menschengruppen laufen langsam über den Platz und gruppieren sich kurz um verdutzte Passanten. Von einem Stuhl aus gibt Seppe Baeyens Anweisungen: „Jetzt weitergehen, nicht zu lange stehen bleiben.“ Hier probt der flämische Choreograf mit einer Laiengruppe sein neues Stück „Birds“. Das sei eine Übung im Zusammenkommen, erklärt der 37-Jährige einem Passanten. „Ich will das tägliche Leben im öffentlichen Raum zum Teil einer Performance machen“, sagt er.

Am Dienstag hat er mit den Proben am Tanzhaus begonnen. Unter den Teilnehmern sind Senioren, Profitänzer, Erwachsene und Schüler einer Förderschule. Am Freitag stellt er um 17 Uhr die ersten Ergebnisse seiner Arbeit am Bertha-von-Suttner-Platz vor, kostenlos. Der Abschluss seiner Recherchearbeit, wie er es nennt, soll dann Anfang 2020 im Tanzhaus zu sehen sein.

Im Kreis gehen die Performer nun wieder über den Platz. Und nehmen eine Mutter und ihre Kind an die Hand, laufen einen Halbkreis mit den beiden. Dann lösen sich die Hände – Mutter und Kind laufen weiter in den Bahnhof hinein. Anscheinend hat sie die Aktion nicht irritiert, sie drehen sich nicht mal um.

In dieser kleinen Episode zeigt sich Baeyens Können. Er schafft es, den öffentlichen Platz zu einem Theaterraum zu machen. Rollen verschwimmen: Die Passanten werden Teil des Stückes, die Schauspieler zu Zuschauern des täglichen Trubels. Und das auf einem Platz, den viele Düsseldorfer meiden. Für Seppe Baeyens ist er jedoch der perfekte Ort für sein Stück. Komme hier doch ein diverser Schnitt der Gesellschaft zusammen. „Ich will auch Menschen an Tanzaufführungen beteiligen, die sich sonst nicht dafür interessieren oder keine Möglichkeit dazu haben“, sagt Baeyens.

Info Zu sehen ist „Birds“ am Freitag, 21. Juni, 17 Uhr auf dem Bertha-von-Suttner-Platz. Weitere Infos unter www.tanzhaus-nrw.de.

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