Studenten entwickeln Rundgänge Mit der App durch den Kunstpalast in Düsseldorf

Düsseldorf · Studentinnen der Heinrich-Heine-Universität haben für den Kunstpalast in Düsseldorf drei digitale Touren zu verschiedenen Themen entwickelt.

 Julia Nückel, Janina Lang und Frauke Maria Petry (v.l.) vor dem Kunstpalast.

Julia Nückel, Janina Lang und Frauke Maria Petry (v.l.) vor dem Kunstpalast.

Foto: Anne Orthen (orth)

Auch ein Museum muss mit der Zeit gehen. Mithilfe einer App bietet der Kunstpalast deswegen jetzt digitale Rundgänge für das Smartphone. Sieben Kunststudenten der Heinrich-Heine-Universität (HHU) haben die Inhalte recherchiert und aufbereitet, drei Touren sind bereits in der „HistoriaApp by HHU“ verfügbar: Es geht darin um das Bild der Frau in der Kunst, um die besondere Geschichte von Düsseldorf als Kunststadt und um den Einfluss des Nationalsozialismus. Die App informiert unter dem Blickpunkt der jeweiligen Tour und navigiert den Besucher durch den Kunstpalast.

In den linken Museumsflügel gehen, dann das linke Treppenhaus nehmen, rechts abbiegen, geradeaus und nach rechts in den großen Saal: Der Weg zu dem Raum, in dem gleich mehrere Werke von Frauen zu finden sind, ist im Kunstpalast lang. Dafür ist die Beschreibung in der App sehr genau. Das muss sie auch sein, denn das Haus hat in seiner Sammlung mehr als 100.000 Exponate. Jeder Schritt ist bebildert – der Besucher sieht genau, welche Treppe er nehmen soll oder durch welche Tür er gehen muss.

Warum wurde die Kunstwelt jahrhundertelang von Männern bestimmt, und welche Auswirkungen hatte das auf die Werke? Diesen Fragen widmet sich die Tour „Frauen und die Kunst“ von Frauke Maria Petry. Etwa 60 Prozent der Kunststudenten seien heute weiblich, im Museum seien Frauen aber meist als Kunstobjekt und nur selten als Kunstschaffende zu sehen, erklärt Petry in der App.

Die Idee, digitale Rundgänge für das Museum zu entwickeln, brachte Petry Ende 2017 ins Gespräch. Die Zusammenarbeit mit der „HistoriaApp“ war naheliegend. Wenige Monate zuvor hatte ein Studenten-Team der Heine-Uni schon einen digitalen Stadtführer entwickelt, damals gab es elf Touren. Damit konnte man die Stadt erkunden, doch keine Gebäude wie den Kunstpalast von innen kennenlernen.

Bilder des Tages aus Düsseldorf
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Foto: Christoph Schroeter

Mittlerweile bietet die App allein für Düsseldorf 44 Rundgänge, dazu auch jeweils eine Tour in Berlin, Darmstadt, Hilden, Viersen, Münster und Wuppertal. Im Rahmen eines Praxis-Moduls entwickelten die Studenten das Update für den Kunstpalast.

Von der Idee bis zur Ausführung dauerte es mehr als ein Jahr. „Es war gar nicht so trivial, die App für Innenräume weiterzuentwickeln“, sagt Jan Niko Kirschbaum, der als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der HHU die App mitentwickelte.

Die Mischung aus Bild, Ton und Text macht die Qualität der neuen Rundgänge aus. Sobald diese Möglichkeit vorhanden war, konnten die Studenten ihre Inhalte leicht einpflegen. Das, so Kirschbaum, ist der große Vorteil der App – sie kann jederzeit um weitere Touren ergänzt werden, bestehende Rundgänge lassen sich mit wenigen Klicks ändern oder aktualisieren.

Der Schwerpunkt der Arbeit fiel für die Studenten auf Recherche und Aufbereitung der Touren. „Wir haben die Themen aus unserem persönlichen Interesse heraus gewählt, dazu wissenschaftlich recherchiert und Texte geschrieben“, sagt Julia Nückel, die den Rundgang „Düsseldorf als Kunststadt“ konzipiert hat. Darin erzählt sie etwa, wie die Entwicklung zur Kunststadt zu Beginn des 17. Jahrhunderts vom pfälzischen Kurfürsten Johann Wilhelm vorangetrieben wurde.

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Foto: Bretz, Andreas (abr)

Die Tour beginnt mit einem Gemälde des Kurfürsten im Rubenssaal. „Am Ende hatten wir alle einen Berg von Informationen, die wir herunterbrechen und übersetzen mussten“, so Nückel. Denn in einer App, die Besucher für das Museum begeistern soll, ist wissenschaftliche Sprache fehl am Platz. Zu lang durften die einzelnen Texte nicht sein.

„Wir mussten die Inhalte in App-Sprache übersetzen“, sagt Janina Lang. In ihrem Rundgang beschäftigt sie sich mit der Kunst im Nationalsozialismus. Dabei geht es sowohl um die als „entartet“ diffamierte Kunst als auch um die persönlichen Vorlieben von Adolf Hitler. Für Hitler, so Lang, war die Grundlage jeder künstlerischen Tätigkeit die exakte Wiedergabe der Wirklichkeit. Abstraktion lehnte er ab.

Innovation, wissenschaftliches Arbeiten und ein Blick hinter die Museumskulissen: Durch das Projekt haben nicht nur die Studenten viel gelernt. „Wir können auch daraus lernen“, sagt Steffen Krautzig, wissenschaftlicher Mitarbeiter für Kulturelle Bildung im Kunstpalast. Die Außenperspektive ist für Krautzig wichtig, sagt er. Ansonsten drohe zuweilen ein Tunnelblick.

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