Düsseldorf Standleitung mit Helsinki

Düsseldorf · Helsinki ruft an. Die wollen was zu einem Banküberfall wissen. Gab's irgendwann hier in der Gegend, geben sie aus Finnland durch, mehr aber wissen sie nicht. Lena und Elena greifen zum Tablet-PC, schauen nach, wo das war, wann das war, finden aber nichts. "Es gab letztens einen Überfall in Bilk", sagt Elena, "aber den meinen die nicht." Da werde man sich bei den Kollegen in Helsinki nun noch mal genauer informieren müssen und ein paar Details abfragen. Und dann vielleicht ab, raus zur Bank, sich mal vor Ort umschauen, mit den Leuten sprechen und die Rechercheergebnisse nach Nordeuropa durchgeben.

20 Jugendliche aus Düsseldorf haben sich dieser Tage in einem leerstehenden Ladenlokal an der Westfalenstraße in Rath eingerichtet, um bei der Sommerakademie des FFT gemeinsam kreativ zu sein. Die Akademie, die sich "Close Up" nennt, gibt es bereits seit 2008. In diesem Jahr aber findet das von Regisseur Ingo Toben konzipierte Kunst-Experiment nicht nur in Düsseldorf statt, sondern auch in Finnlands Hauptstadt Helsinki. Zu einem Grüppchen geflüchteter Jugendlicher aus dem Irak und Afghanistan wird aus Rath Kontakt gehalten - per Videotelefonie-Standleitung. "Mit der Sprache ist es manchmal schwierig", erzählt Ingo Toben, der selbst in Helsinki weilt, aus 2000 Kilometern Entfernung. "Aber wir kommen zurecht."

Aufgabe der Jugendgruppen ist es, sich gegenseitig Rechercheaufträge zu erteilen, mit dem Ziel, etwas über die andere Stadt zu erfahren und auch den Blick für die eigene zu schärfen. Die Düsseldorfer recherchieren in ihrer Nachbarschaft über das, was die Teilnehmer in Helsinki interessiert. Die Ergebnisse werden durchgegeben, und in Helsinki spinnen sie daraus dann Geschichten - und umgekehrt. Denise etwa hat entdeckt, dass sich einmal ein russischer Offizier in Helsinki das Leben genommen hat. Das hat sie zu drei "Geistergeschichten" inspiriert, erzählt sie. Im Gegenzug wollte ein Junge aus Helsinki etwas zur Architektur der Kirche "Zum Heiligen Kreuz" in Rath wissen - da ist sie nun dran. Die Projektergebnisse sollen morgen von den Jugendlichen präsentiert werden - und später noch einmal an den Schauplätzen ihrer Geschichten.

Morgen, 18 Uhr, "Close Up" - Präsentation der Sommerakademie, Westfalenstraße 3.

(kl)
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