Düsseldorf So ähnlich sind sich Michelle und Melania

Düsseldorf · Gesang hallt durch die Kunsthalle: "My Heart Will Go On" von Celine Dion, vorgetragen von einer Performerin. Sie geht auf einen Besucher zu, bleibt stehen, ihr Blick ist nur auf ihn gerichtet, bis sie das Lied zu Ende gesungen hat und verstummt. Zusammen mit vier weiteren Darstellern zeigt sie Performancekunst der rumänischen Choreografin Alexandra Pirici.

Bis Anfang Juli ist die fortlaufende Performance "Delicate Instruments of Engagement" in der Kunsthalle zu sehen. Pirici schuf die lebende Ausstellung für das Impulse-Theaterfestival und zeigt in der Kunsthalle bekannte, aber auch unbekannte Bilder aus Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. So stellen sich die Performancekünstler zum Beispiel zu einer Gruppe zusammen, die Selfies macht, lacht, grinst, post. Ein Bild der Jetztzeit. In einer anderen Szene stehen zwei Performerinnen nebeneinander. Die eine sagt eine Rede von Michelle Obama auf, die andere eine von Melania Trump. Beide vermengen sich, sie sind sich so ähnlich.

Pirici will keine politische Kunst schaffen. "Ich bin eher an politischen Strukturen und Darstellungen interessiert als an politischen Inhalten", sagt die 34-jährige Choreografin, die schon Arbeiten bei der Venedig-Biennale, der Berlin Biennale und in der Tate Gallery of Modern Art in London präsentierte. Momentan ist sie auch bei "Skulptur Projekte" in Münster vertreten.

Pirici machte eine Ausbildung zur Tänzerin, lebt und arbeitet in Bukarest. "Weil ich aus dem Bereich Choreografie komme, ist für mich die Performancekunst besonders interessant als Medium", sagt sie. Oftmals deklariert die Performancekunst Körper als Kunstwerke. In ihrer Auftragsarbeit werden Kunstwerke zu Körpern, und Bilder werden Wirklichkeit. Die Performer stellen zum Beispiel auch Rembrandts "Der Raub der Europa" nach. Es ist eine von vier Anfangsszenen, aus denen die Besucher wählen können. Dann startet ein Performanceakt. "Es ist wie bei einer Jukebox", erklärt Pirici.

Eine Anfangsszene ist zum Beispiel auch die Protestaktion "The Standing Man" des Choreografen Erdem Gündüz. Er demonstrierte stillstehend auf dem Istanbuler Taksim. Die Performer stehen in dieser Einstellung im großen Raum verteilt. In einer weiteren Szene werden sie zu Sprachassistenten und reagieren auf Schlagworte. Ein Besucher wirft den Namen Joseph Beuys in den Raum. "Joseph Beuys war ein Künstler", sagt eine Performerin. Nach einer kurzen Pause fügt sie hinzu: "Er arbeitete mit Honig und Fett."

Alexandra Pirici, "Delicate Instruments of Engagement", Kunsthalle, Grabbeplatz 4, Samstag, 24. Juni, bis Samstag, 1. Juli. Heute von 14 bis 18 Uhr. Weitere Öffnungszeiten unter www.kunsthalle-duesseldorf.de. Eintritt: sechs Euro.

(eler)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort