Düsseldorf Sie spielen wieder

Düsseldorf · In zwei Wochen eröffnet das Schauspielhaus sein Theaterzelt am Rheinufer mit der Uraufführung von "The Queen's Men". Unter der Regie von Peter Jordan und Leonhard Koppelmann wird nun geprobt - mit einem Männer-Ensemble.

 An den Rheinterrassen hat das Schauspielhaus in diesem Jahr sein Theaterzelt aufgeschlagen. Dort spielt sich das Ensemble bereits ein.

An den Rheinterrassen hat das Schauspielhaus in diesem Jahr sein Theaterzelt aufgeschlagen. Dort spielt sich das Ensemble bereits ein.

Foto: Thomas Rabsch

Vor dem Eingang zum Theaterzelt am Rhein tummelt sich ein buntes Völkchen. Gleich beginnt die Probe für "The Queen's Men". Nach und nach tauchen die Schauspieler auf. Sie tragen kurze Pluderhosen in leuchtenden Farben, bauschige Hemden und prächtige Westen - Kostüme aus der Renaissancezeit. Ein junger Mann im dünnen pinkfarbigen Seidenkleidchen stakst noch etwas unbeholfen auf hohen Hacken daher. Garderobieren schieben Kleiderständer zum Zelt, deren schwere Fracht zwischen Holzstegen und Rasen gefährlich kippelt. Maskenbildnerinnen sortieren im Freien ihr Handwerkszeug, daneben bearbeitet jemand drei Totenschädel. Und dann jault auch noch ein Dudelsack.

Die ganze Szenerie wirkt von der Welt entrückt. Sie erinnert an die Ursprünge des Theaters, an Gaukler, die über Land fuhren und ihr Publikum beglückten. Der Eindruck täuscht nicht: Die Komödie von Peter Jordan und Leonhard Koppelmann, mit der die Spielstätte am 16. September eröffnet wird, rankt sich um eine Schauspielertruppe zu Shakespeares Zeiten.

2016 hatten die Autoren und Regisseure mit dem rasanten Spektakel "In 80 Tagen um die Welt" die Saison eröffnet. Intendant Wilfried Schulz, weiterhin ohne fertiges Haus, macht mit der Premiere im Theaterzelt ein zweites Mal aus der Not eine Tugend. "Diesmal sollte es etwas Lustiges sein", sagt Peter Jordan. Schnell kam er auf Shakespeare, doch kein Stück schien ihm geeignet. "Also dachte ich mir selber eines aus." Das geht so: Eine Schauspielertruppe hat keinen Stoff und niemanden, der sie protegiert. Beides ist überlebenswichtig, um gegen die Konkurrenz zu bestehen. Elizabeth I. als Mentorin zu gewinnen, ist nicht so hoffnungslos, wie es scheint. Die Königin, die das Theater verabscheut und höchst selten aufsucht, kämpft mit einem Image-Problem: Ihr fehlt der Kontakt zum einfachen Volk. Deshalb hört sie auf den Rat ihres Kammerdieners und schmuggelt sich im Clownskostüm unter die Schauspieler.

Für "The Queen's Men" brauchte Peter Jordan im Herbst 2016 gerade mal drei Wochen, dann war er fertig. "Ich stand unter Zeitdruck, unser zweiter Sohn sollte bald geboren werden", erzählt er. "Danach hätte ich das nicht mehr geschafft." Wie immer schickte er seine Szenen sofort an Leonhard Koppelmann. "Wenn ich Leo und seine Rückmeldung nicht hätte - ob ich dann überhaupt schreiben könnte? Manchmal neige ich zum Verzetteln", erzählt er.

Jordan und Koppelmann sind ein eingespieltes Team. Koppelmann greife als Regisseur konsequenter ein als er, sagt Jordan. "Immer dann, wenn es ums Einbimsen geht und die nötige freundliche Hartnäckigkeit", erklärt er. "Da ich auch Schauspieler bin, gelingt mir das weniger gut."

Im Zelt sitzt Leonhard Koppelmann und sagt: "Wir sind wie siamesische Zwillinge, die vor der Geburt getrennt wurden. Voller Spieltrieb." Für das Ensemble des Schauspielhauses ist er voll des Lobes.

"The Queen's Men" spart nicht mit Shakespearscher Deftigkeit und Parallelen zu dessen Schaffen. Damals war jeder Schauspieler dazu verpflichtet, einen roten Umhang und einen Degen zu besitzen. "Er musste ein Instrument spielen und tanzen können, sonst hätte er kein Engagement bekommen", fügt Jordan hinzu. "Alle diese Dinge kommen vor. Es wird gefochten, gesungen und getanzt." Und wie einst, als Frauen die Bühne verwehrt war, treten - bis auf Hanna Werth als Königin - nur Männer auf. Figuren wie der eingebildete Intellektuelle, der schöne, wenn auch etwas doofe Protagonist, der Trinker, der für sein Laster ständig Pausen erfleht, und der ahnungslose Eleve. Und dann ist da noch der älteste Schauspieler, aus dem lupenreine klassische Literatur wie aus dem Nichts zum Vorschein kommt, gepaart mit gebunkerten Anekdoten. Es verwundert kaum, dass Wolfgang Reinbacher diese Rolle ungemein gern spielen wollte.

Was macht für Jordan den Reiz an Shakespeares Kosmos aus? Seine analytische Antwort: "Was kann man alles in ein Stück packen, damit es ein Erfolg wird? Kriege, Mystik, Schicksal, Geister, eine Räuberpistole und eine Liebesgeschichte - eben alles, was die menschlichen Instinkte anspricht und die Fantasie anregt."

(RP)
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