Düsseldorfer Schauspielhaus Schulz stellt sein Ensemble vor

Düsseldorf · Der künftige Intendant des Schauspielhauses wird seine erste Spielzeit im Zirkuszelt eröffnen, das auf dem Corneliusplatz am Anfang der Kö aufgestellt wird.

Die Mannschaft steht. Doch der designierte Intendant des Schauspielhauses, Wilfried Schulz, hat nervenaufreibende Monate hinter sich. Jedenfalls wählte er eine ehemalige Druckerei an der Oststraße mit dem mutmachenden Namen "Gute Hoffnungshütte" als Ort, um erstmals das Team vorzustellen, mit dem er ab Herbst das Schauspielhaus zurück ins Herz der Stadt spielen will. 37 Schauspieler stehen auf seiner Ensemble-Liste.

Etwa ein Drittel bringt er aus Dresden mit, darunter Schauspieler wie Christian Erdmann oder André Kaczmarczyk, deren Gesichter man aus Filmen kennt. Außerdem holt Schulz zwei Darsteller aus Bochum: Minna Wündrich und Florian Lange wechseln aus dem Ruhrgebiet an den Rhein, vom Berliner Ensemble hat er Thomas Wittmann gewonnen, vom Münchner Residenztheater Michaela Steiger, aus Frankfurt kommt Torben Kessler. Dazu hat der Intendant einige Neulinge frisch von der Schauspielschule verpflichtet; wie bereits berichtet, bleibt ein harter Kern des jetzigen Ensembles, darunter Publikumslieblinge wie Claudia Hübbecker, Karin Pfammatter und Andreas Grothgar.

"Ich gestalte mein Theater aus der Dramaturgie heraus", sagte Schulz bei der Teamvorstellung. Und so setzt er auf Vertraute und bringt seinen Chefdramaturgen Robert Koall und Kollegin Felicitas Zürcher aus Dresden mit. Als Hausregisseure konnte er den viel beachteten Schweizer Roger Vontobel und die Münchnerin Bernadette Sonnenbichler gewinnen, die zuletzt unter anderem in Aachen inszeniert hat. Vontobel ist in NRW bestens bekannt, hat ihn doch Anselm Weber in Essen einst entdeckt und ihn in Bochum zum Hausregisseur gemacht. Nun nutzt Schulz die Gunst der Stunde, da Weber Bochum verlässt, und überträgt Vontobel gleich die Eröffnungspremiere seiner ersten Spielzeit Mitte September. Die wirtschaftlichen Geschicke des Theaters wird als kaufmännische Geschäftsführerin Claudia Schmitz lenken, die aus Braunschweig nach Düsseldorf wechselt. Der künstlerische Betriebsdirektor kommt aus München: Roland Spohr ist von Hause aus Regisseur, war zuletzt aber künstlerischer Direktor am Residenztheater.

Wie schon bekannt, kehrt Stefan Fischer-Fels aus Berlin zurück, um erneut die Leitung des Jungen Schauspielhauses zu übernehmen. Er bringt fünf Darsteller vom Gripstheater mit, aus dem bestehenden Ensemble bleiben Maëlle Giovanetti, Julia Goldberg und Bernhard Schmidt-Hackenberg. Der jetzige Leiter des Jungen Hauses, Christof Seeger-Zurmühlen, wechselt auf einen neuen Posten: Er wird für Schulz eine Bürgerbühne aufbauen, in der Menschen aus der Stadt ihre Themen und gesellschaftlichen Positionen unter professioneller Anleitung in Stücke verwandeln sollen. "Das ist kein Laientheater", sagte Schulz, "es geht darum, dass Bürger einen Ort bekommen, an dem sie ihre Bedürfnisse vortragen können. das ersetzt nicht die gewöhnliche Theaterarbeit, das kommt on top."

Seit klar ist, dass das Schauspielhaus umfassend saniert werden muss und wegen der Bauaktivitäten des Abschnitts "Kö-Bogen II" die zentralen Spielstätten am Gründgens-Platz langfristig nicht bespielt werden können, musste der Intendant viel Zeit mit Quartiersuche verbringen. Immerhin ist inzwischen eine Frage geklärt: Das Theaterzelt, in dem Schulz die Eröffnungspremiere und ein Familienstück spielen lassen will, kommt, wie bereits vermutet, auf den Corneliusplatz an der Königsallee. "Ich bin sehr glücklich über diesen Standort", sagte Schulz, "die Sichtbarkeit in der Stadt ist grandios."

Von August bis Oktober wird das Zelt dort stehen. "Vielleicht wird der Vorhang während der Proben auch mal einen Spalt aufstehen", so Schulz. Für ihn ist das Zelt der Anker in der Innenstadt, und er will ihn nutzen, um die Bürger wieder neugierig zu machen auf ihr Stadttheater. Auch das Central will Schulz weiter als Spielstätte nutzen und freut sich, dass der Ort, den der scheidende Intendant Günther Beelitz erfolgreich bezogen hat, vom Publikum so gut angenommen wird. Hingegen ist noch offen, wo die Bürgerbühne einziehen soll, Proberäume sind noch nicht gefunden. Drei weitere Produktionen in der ersten Spielzeit sollen an ungewöhnlichen Orten in der Stadt Raum finden. Schulz hat dafür Spielstätten im Blick, wollte sie aber gestern noch nicht nennen.

(dok)
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