Kreatives Schreiben für Migranten Auf literarischer Entdeckungstour

Düsseldorf · In der Schreibwerkstatt „Schreib-bar“ des Literaturbüros können junge Migranten kreativ ihre neue Heimat Düsseldorf entdecken.

Deutsch lernen ist nicht einfach. Noch schwieriger als die Alltagssprache zu meistern, ist kreatives Schreiben. „Kreatives Schreiben bedeutet, locker zu lassen“, sagt Heike Funcke, eine der beiden Kursleiterinnen der Schreibwerkstatt „Schreib-bar“ des Literaturbüros NRW. Hier stellen sich Jugendliche aus aller Welt der kreativen Herausforderung. „Es ist anders als in der Schule, wo es eine klare Aufgabe gibt“, sagt Funcke, „wir vermitteln den Jugendlichen, dass sie mit der Sprache spielen dürfen.“

Seit 2017 veranstaltet das Literaturbüro die Werkstatt bei sich, davor haben sie mit Sprachklassen an den Schulen direkt gearbeitet. Die 15 bis 20 Jugendlichen kommen alle freiwillig, wollen mitmachen. „Manche lesen schon sehr viel und brennen für das Schreiben, andere kommen, um ihr Deutsch zu verbessern“, sagt Funcke.

Die Sprachkenntnisse der Jugendlichen sind sehr unterschiedlich. Die Werkstatt erwartet das Grundniveau A2, damit alle dem Kurs folgen können. „Die Jugendlichen unterstützen sich auch gegenseitig, wenn sie etwas nicht verstehen oder nach Wörtern suchen“, sagt Funcke. Dabei kommen die Jugendlichen aus vielen verschiedenen Ländern, viele Geflüchtete sind darunter, aber nicht nur. „Wir hatten letztes Halbjahr in der Gruppe viele Syrer, Afghanen, eine Venezolanerin, aber auch jemanden aus den USA“, sagt Funcke.

Zur Schreibwerkstatt gehört Sprache und Grammatik lernen auch dazu. „Viele der jungen Leute wollen gerade die Grammatik lernen und korrigiert werden, viel mehr als Muttersprachler“, sagt Funcke. Letztendlich ist aber doch die Kreativität zentral. 2018 geht es um das Thema „Alte Heimat – neue Heimat“.

Im ersten Halbjahr haben die Jugendlichen bisher Geschichten anhand von persönlichen Gegenständen erzählt, ab September sollen sie die neue Heimat Düsseldorf entdecken. Sich zu verorten, darum gehe es, sagt Funcke. Außerdem gibt es ein künstlerisch-journalistisches Highlight. „Die Jugendlichen lernen das Interviewformat, und gehen dann den Comic-Künstler Ulf Keyenburg, Künstlername Ulf K., in seinem Atelier besuchen und befragen“, erzählt Funcke.

Toll bei der Schreibwerkstatt sei, den Zusammenhalt, die Hilfsbereitschaft und das Engagement der jungen Schreiber zu erleben. Und auch wenn es noch manche Schwierigkeit mit der Sprache gebe, viele Jugendliche hätten tolle Ideen und könnten die sogar schon umsetzen, meint Funcke. „Manchmal entstehen da richtige kleine Textperlen.“

Die Treffen der Schreibwerkstatt finden alle zwei Wochen statt, das erste ist am 4. September, ab 16 Uhr. Neueinsteiger sind willkommen. Für Jugendliche von zwölf bis 17 Jahren. Anmeldung telefonisch unter 0211 8284591 oder per Mail an heike.funcke@literaturbuero-nrw.de.

(cg)
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