Düsseldorf Schiko und sein Klapprad sind nie weit

Düsseldorf · Analog lebt: Der Düsseldorfer Fotograf Andreas Schiko ist ein Chronist der jungen Düsseldorfer Musikszene. Schwarz-weiß ist sein Markenzeichen.

 Andreas Schiko, auch Foto Schiko genannt, fühlt und arbeitet nah am urbanen Leben der Stadt.

Andreas Schiko, auch Foto Schiko genannt, fühlt und arbeitet nah am urbanen Leben der Stadt.

Foto: Lukas Wiegand

Wer in Düsseldorf auf einem Hip-Hop-Konzert oder beim Open Source Festival war, hat ihn gewiss schon gesehen: den Mann mit der gelben Mütze und der kleinen Analogkamera. Andreas Schiko, besser bekannt als Foto Schiko oder Schiko, macht analoge Fotos, die nah am urbanen Leben sind. Immer mit seiner charakteristischen "Handschrift": schwarz-weiß, hohe Körnung, weißer Rahmen. Klassisch Foto Schiko, so unprätentiös wie er selbst.

Auf seinem Blog (www.schiko.de) sieht man Plattenteller, Musiker und Musikerinnen aus der internationalen Hip-Hop-Szene, Büdchen, junge Menschen in sportlicher Kleidung und Düsseldorfer Institutionen wie den Salon des Amateurs, die Brause oder den Rheinraum.

Wir treffen uns in seiner Wohnung in Friedrichstadt auf einen marokkanischen Minztee. Im Flur stehen ein italienisches und ein französisches Klapprad, beide rot. Das italienische haben ihm vor Kurzem Freunde aus dem Urlaub mitgebracht. Ein rotes Klapprad gehört genauso zu Foto Schiko wie die gelbe New Era Kappe mit "New York Yankees"-Zeichen. Im Wohnzimmer stapeln sich die Kappen schon im Regal. Warum ausgerechnet die gelbe Mütze sein Markenzeichen ist? "Die war im Laden am billigsten, weil niemand gelb haben wollte." Neben den Mützen ist der Raum auch eine wahre Schatzkiste an Platten: Soulklassiker von Größen wie Stevie Wonder oder Diana Ross und seine neuste Errungenschaft aus dem Plattenladen: "Venice" von Rapper Anderson Paak.

Zentrale Themen in Foto Schikos Bildern sind die Musik und Subkultur. Er fotografiert nicht nur die Hip-Hop-Konzerte in Düsseldorf und Köln, er macht auch Plattencover, aktuell etwa für die britischen Rapper von Summer Sons, die beim Kölner Label MPM unter Vertrag sind. Die Liebe zur Subkultur teilt er mit der 2006 verstorbenen Fotografie-Legende Gordon Parks. Inspiriert durch Parks emphatische Portraits farbiger Menschen in den USA gibt Schiko ab diesem Monat einen Workshop zu analoger Fotografie im Rahmen der Akademie der Avantgarde im NRW-Forum. Wer mitmacht, müsse sich schon einmal darauf gefasst machen, dass während des Workshops nicht fotografiert wird, erzählt er lachend.

Sein Herz schlägt zwar für die analoge Fotografie, doch er sieht diese und seine Arbeit im Allgemeinem nicht durch die Digitalisierung bedroht. Vielmehr sieht er in ihr sogar Chancen, sagt er, während er mir in seinem Büro Fotos vom diesjährigen New Fall Festival zeigt. An den Wänden hängen in schlichten Holzrahmen einige seiner ikonischsten Fotos, beispielsweise von Rapper Phat Kat live im Club Unique, umgeben von jungen Fans, die mit den Armen in der Luft die Hits ihres Idols mitrappen. Auf dem Schreibtisch, der fast die Hälfte des Zimmers einnimmt, stapeln sich Kartons mit Negativen und Abzügen. Die analoge Fotografie braucht eben ihren Platz und ihre Zeit.

Wir wechseln in Schikos liebstes griechisches Restaurant um die Ecke, die Taverne "Savas" auf der Heresbachstraße. Bei gegrilltem Tintenfisch, Bifteki, Salat und Patates erzählt er mir von den Unique-Nächten und im Coffy.

Über die legendären Unique-Nächte gibt es sogar einen Band mit seinen Fotos. Er schafft es gekonnt, die Intensität des Nachtlebens, des Tanzes und der Musik in seinen Bildern festzuhalten. Der Funke springt immer über. Wer seine Bilder nicht digital auf dem Bildschirm, sondern analog sehen will, kann das im Carhartt WIP Store auf der Mittelstraße tun. Dort ist seine Arbeit seit Kurzem fester Bestandteil des Interieurs. Wie Schiko schon sagte: "Die Fotografie ist nicht tot."

(RP)
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