Düsseldorf Sänger der Fred Banana Combo schwer erkrankt

Düsseldorf · Ihren größten Abend hatte die Fred Banana Combo am 2. Juli 1980 . Damals trat die Band beim Kölner Rockpalast im WDR auf. So beginnen Karrieren. Zur ganz großen Nummer wurde die Combo dann allerdings nicht, trotz des Produzenten Conny Plank. Die Band gilt dennoch bei vielen, die bei den Anfängen deutscher Punk- und New Wave-Musik dabei waren, als Geheimtipp - vielleicht auch gerade, weil ihr der große kommerzielle Durchbruch nie gelang.

Vor kurzem ist nun ein Comeback-Album erschienen. Den zwei CDs mit dem Titel "The Old Shit and the New Shit" liegt eine DVD mit dem legendären Rockplast-Konzert bei, und die Band wollte auch wieder live auftreten. In der Originalbesetzung.

Doch Schicksalsschläge verhindern nun diesen Neubeginn: Gründungsmitglied, Gitarrist und Sänger Gottfried Tollmann ist an Krebs erkrankt und liegt in einer Spezialklinik bei Weimar. Kurz nach Fertigstellung des Albums starben der rheinische Musiker Stefan Krachten, der bei der Réunion als Schlagzeuger mitgemacht hatte, und Dizzy Fisher. Er hatte als Trompeter den frühen Sound der Band geprägt.

1978 hatte die Combo sich formiert, mit der Frankokanadierin Nicolle Meyer, die sang und Schlagzeug spielte, und dem Bassisten Bill Brown aus dem Londoner Stadtteil Lewisham. Tollmann kam aus Gelsenkirchen und besuchte in Düsseldorf eine Klasse von Josef Beuys. Er hat Beuys auch für das Magazin Spex interviewt, Meyer machte damals die Fotos zu der Geschichte.

Gesungen wurde in der Combo meist auf Englisch, eine Punk-Fassung des Beatles-Songs "Yesterday" gehörte auch zum Repertoire. Der schönste Augenblick der Bandgeschichte findet sich auf dem dritten Album. "Nowhere bei mir" ist dort ein verhaltenes, fast schüchternes Liebeslied. Erst in der Solofassung von Nicolle Meyer, mit Akkordeon und Bläsern, wird es zur melancholischen Perle. ("You're not near, you're not far, and it's nowhere bei mir where you are"). Im Jahr 2001, da gab es die Combo schon lange nicht mehr, coverten Blumfeld den Titel. Auf dem Comeback-Album findet man es auch.

Nach der vierten Platte war damals Schluss für die Band. Nun wagte sie nach 30 Jahren das Comeback - unter düsterem Stern. Dabei klingen auch die neuen Aufnahmen ("The New Shit") vielversprechend, bei "Splinters" tritt Sarah Jay Hawley als Gastsängerin auf, die auch schon für Massiver Attack gesungen hat. Für Tollmann aber geht es nur noch uns Überleben, er bemisst seine Zeit eher in Monaten, sagte er der "Welt" und fügte an: "Der Tod ist nur eine andere Form des Lebens, ein neuer Song auf einer neuen Platte."

(RP)
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