Nachruf auf Gwendolyn Killebrew Karajan entdeckte sie in New York

30 Jahre war Gwendolyn Killebrew Ensemblemitglied der Deutschen Oper am Rhein. Jetzt ist die Künstlerin im Alter von 80 Jahren gestorben.

 Die Sängerin Gwendolyn Killebrew.

Die Sängerin Gwendolyn Killebrew.

Foto: Michel/Rheinoper

Wenn sie die Bühne betrat, strahlte sie sogleich mehr als nur Präsenz aus – es war Aura. Dabei war sie völlig zurückgenommen, eine beinahe behutsame Künstlerin, die sich nie in den Vordergrund spielte. Doch Gwendolyn Killebrew besaß dieses Theater-Gen, das sie mit wenigen Mitteln größte Wirkung erzielen ließ.

Vor allem war sie eine exzellente Sängerin im weiten Resonanzraum zwischen Mezzosopran und Alt. 30 Jahre, von 1976 bis 2006, war die gebürtige US-Amerikanerin Ensemble­mitglied der Rheinoper und hielt dem Haus auch anschließend als Gast die Treue. 1988 wurde sie zur Kammersängerin, 2011 zum Ehrenmitglied ernannt. „Wir haben in Gwendolyn Killebrew eine bedeutende Sängerin, ein wunderbares Ensemblemitglied und eine beliebte Kollegin verloren“, sagte Generalintendant Christoph Meyer.

 Während ihrer Karriere war Killebrew sowohl an der Rheinoper als auch international an vielen Häusern erfolgreich. Sie gestaltete zahlreiche Partien vom Frühbarock bis zur Moderne. Dem Publikum in Düsseldorf und Duisburg wird sie insbesondere als Carmen sowie in den Wagner-Partien Fricka, Erda und Waltraute, den Verdi-Rollen Ulrika, Maddalena und Azucena, ihren Monteverdi-Partien sowie als Rossinis Isabella in Erinnerung bleiben. Von der Düssel­dorfer Bühne verabschiedete sie sich am 5. Juli 2009 als Bacchis in Offenbachs „Die schöne Helena“.

Killebrew war musikalisch höchst vielseitig, sie studierte Klavier, Gesang, Horn und Orgel. Nach Beendigung ihres Studiums in Philadelphia  wurde sie Musiklehrerin und Musiktherapeutin. Ein weiterführendes Gesangsstudium an der Juilliard School of Music in New York legte die Basis für ihre Karriere als Opern-, Lied- und Oratoriensängerin. 1967 debütierte Killebrew – im Alter von erst 26 Jahren – als Waltraute in dem von Herbert von Karajan inszenierten „Ring des Nibelungen“ an der Metropolitan Opera New York, wo sie 1979 auch als Carmen auftrat. Gast­spiele führten sie zu weltweit bedeutenden Opernhäusern und Festivals wie den Bayreuther Festspielen und den Salzburger Oster- und Sommerfestspielen.

Wo immer sie auftrat, entzückte sie das Auditorium durch die warme Eindringlichkeit ihres Singens, ihre vorbildliche Rollengestaltung und ihre intelligente Kunstauffassung. Beim Publikum der Rheinoper verwandelte sich das Entzücken über die Jahre in Liebe.

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