Lesung im Internet übertragen Pulitzer-Preisträger Richard Powers im Heine-Haus

Düsseldorf · Nur zwei Deutschland-Termine hatte der Bestsellerautor auf seiner Lesereise: einer davon war im Heine-Haus. Dort stellte Richard Powers sein aktuelles Buch „Erstaunen“ vor.

 Für seinen 13. Roman ging Richard Powers zwischenzeitlich wandern, um Abstand zu gewinnen.

Für seinen 13. Roman ging Richard Powers zwischenzeitlich wandern, um Abstand zu gewinnen.

Foto: dpa/Kirsty O'connor

Für Richard Powers Verhältnisse ist sein inzwischen 13. Roman „Erstaunen“ mit rund 320 Seiten ein Leichtgewicht. Der mehrfach preisgekrönte Autor erzählt seine Geschichten gern episch, mit Liebe zum Detail. Das kann dann schon mal 600 bis 700 Seiten und mehr lang werden. So geschehen auch bei seinem 2019 mit dem Pulitzer-Preis belohnten „Die Wurzeln des Lebens“.

Über fünf Jahre hatte der 61-Jährige daran geschrieben und dafür so ziemlich alles recherchiert, was es zum Thema Bäume zu wissen gibt. Das kostete Kraft. Selbst ein versierter Schriftsteller wie Powers braucht nach so einem zeit- und arbeitsintensiven Projekt mal eine Pause. Aber so ganz ohne zu schreiben, das ging auch nicht, gab Powers im Gespräch mit RP-Kulturredakteur Philipp Holstein im Heine-Haus zu. Die Lesung am Dienstagabend war so gut nachgefragt, dass sie im Internet übertragen wurde.

„Erstaunen“ ist fast so etwas wie eine Zugabe, die das in die „Wurzeln des Lebens“ behandelte Thema, wie wir mit der Natur, dem Leben und der Welt an sich umgehen, noch weiterspinnt. Dabei bricht er es von der großen, alles umspannenden Perspektive herunter und konzentriert sich auf zwei Hauptfiguren.

„Ich wollte eine Liebesgeschichte erzählen“, verriet Powers dem Publikum. Über die Liebe eines Vaters zu seinem Sohn, eines Sohnes zu seiner verstorbenen Mutter und die Liebe beider zur Natur. Es kommt nicht oft vor, dass ein Bestsellerautor so bereitwillig Einblick in seine Schreibwerkstatt gewährt. Powers plauderte davon, wie er nach dem Erfolg von „Wurzeln des Glücks“ schon am Folgebuch schrieb, aber irgendwie nicht so recht voran kam. Er tat sich immer schwerer damit, an dem Roman zu arbeiten. Früher als junger Autor hätte ihn das wohl an sich selbst zweifeln lassen, wenn er nicht wenigstens 1000 Wörter pro Tag zu Papier gebracht hätte. Mit 61 Jahren sei er entspannter geworden. Wenn er sich dazu überwinden müsse zu schreiben, dann stimme mit der Geschichte etwas nicht, so sein ehrliches Resümee.

Es sei kurz vor dem Lockdown gewesen, erinnerte sich Powers, der in den Smoky Mountains wohnt. Ein großes Waldgebiet in den Appalachen, durchzogen von 2000 Kilometer langen Wanderwegen. Der Autor tauschte Schreibtisch gegen Rucksack und lief los. Auf seiner Wanderung lernte er einen Jungen kennen, der ihm Fragen stellte über die Natur. Die Art, wie der Kleine ihn löcherte mit seinem Wissensdurst, gab den Anstoß. Wieder Zuhause, warf der US-Amerikaner die bereits geschriebenen 120 Seiten weg und begann von vorne.

Powers lebte für einige Jahre in den Niederlanden und versteht daher gut Deutsch. Für den Abend überließ er es jedoch Rudolf Müller von der Literaturhandlung im Heine-Haus Passagen aus „Erstaunen“ vorzulesen. Nur einmal übernahm er es, selbst ein paar Seiten vorzutragen. Davon hätte man sich mehr gewünscht. Gehört Richard Powers doch zu den wenigen Autoren, die ihre eigenen Texte gut vorlesen können.

Zum Abschluss nahm sich der Schriftsteller noch Zeit, um mit dem Publikum zu plaudern und Lesezeichen zu signieren. Widmungen in seine Bücher mochte er nicht schreiben, denn die sollen ihr Eigenleben entwickeln können, ohne sein Autogramm darin.

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