Uraufführung in der Tonhalle Blitze über Beethoven

Düsseldorf · Ein Klassiker mit Ballett: „Prometheus dis.order“ eröffnet die Saison der Düsseldorfer Symphoniker mit einem Multimedia-Projekt in der Tonhalle.

 Szene aus dem "Prometheus"-Projekt in der Tonhalle.

Szene aus dem "Prometheus"-Projekt in der Tonhalle.

Foto: Susanne Diesner/Tonhalle

„Da sind wir wieder, und wir haben vor zu bleiben“, begrüßt Intendant Michael Becker das Publikum in der nur im Schachbrettmuster besetzten Tonhalle. Ab Oktober hofft er auf ein volles Haus mit 2G und animiert die Zuschauer, sich impfen zu lassen. Für diese Eröffnung der Saison haben sich Tonhalle, Symphoniker und Ballett am Rhein etwas Besonderes einfallen lassen: Beethovens Ballettmusik „Prometheus“ erklingt unter dem Dirigat von Alexandre Bloch, dazu tanzen Mitglieder des Balletts eine neue Choreografie von Virginia Segarra Vidal, eingebunden in ein visuelles Konzept der Brüder Clemens und Nick Prokop.

Als Auftakt stimmt Charles Ives’ sphärisches „The Unanswered Question“ ein in die eigentümliche Stimmung des Abends ein, angesiedelt zwischen düsterer Zukunftsvision à la „Metropolis“ und Vergangenheitsbewältigung im Retrolook („Pac-Man“). Diese Dualität ist das inhaltliche Konzept: Zwei Männer (Michael Foster, Philip Handschin) und eine Frau (Marjolaine Laurendeau) verkörpern die zwei Seiten einer bipolaren Störung, vielleicht auch jeder Identität, das Himmelhochjauchzende und das zu Tode Betrübte, Mani und Depri.

Zu Beethovens Komposition tanzen die drei Protagonisten auf einer Empore vor einer schmalen Leinwand aus LED-Stäben. Die Lichtstimmungen, mal dezent wabernd, mal Blitze schleudernd, korrespondieren mit der Choreografie und der Dynamik der Musik. Anfangs stehen die Tänzer in schwarzen Ganzkörperanzügen noch auf ihren Positionen und beschwören die Einheit mit einem gestischen Tanz, in dem der Kreis dominiert.

Depri ist hier als dunkle Seite des Mondes in Blau getaucht. Erst später übernehmen mit Mani die Farben Rot und Orange; es kommt zu Emotionsausbrüchen, umgesetzt in wilden Bewegungen, Sprüngen, Drehungen. Für die Zuschauer ergibt sich eine schöne optische Dreiteilung aus Musikern, darüber auf einer Empore die Tänzer und ganz oben die Projektionen. Ein Gesamtkonzept, das ruhig noch etwas experimenteller und verstörender hätte ausfallen dürfen.

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