Düsseldorf Pianist Levit grübelt über der "Mondschein-Sonate"

Düsseldorf · Hätte nicht ein gewisser Ludwig Rellstab, Musikkritiker im 19. Jahrhundert, Beethovens 14. Sonate cis-moll ausgerechnet "Mondschein-Sonate" getauft, wäre das Opus 27,2 vielleicht nicht ganz so populär geworden. Vielleicht wäre die Rezeptionsgeschichte dann ganz anders verlaufen. Jedenfalls zeigte ein Meister des Klavierspiels, Igor Levit, im sechsten seiner acht Beethoven-Konzerte, dass in diesem Stück noch viel mehr enthalten ist als nur ein Anstoß, in einer romantischen Nacht entspannt die Seele baumeln zu lassen.

Was nämlich die begeisterten Zuhörer in der fast ausverkauften Tonhalle erleben durften, war ein Adagio sostenuto von ganz anderem Zuschnitt. Kein verkitschtes Träumen, sondern eine grüblerische Grundhaltung bestimmte den ersten Satz voller Tragik und Gespür fürs Brüchige.

Und wenn es schnell und virtuos zuging wie im letzten Satz, dann wurde ein durchaus rasantes Tempo angeschlagen. Was aber entscheidend ist: Auch im schnellsten Tempo huschte Levit über nichts hinweg, sondern ordnete auch die virtuosen Läufe seiner musikalischen Konzeption unter.

In den langsamen Sätzen schwingt Atem. Da wird nichts langweilig, und da wird nichts tranig. Pausen sind bei Levit keine Unterbrechungen des Spiels, sondern sie bauen eine eigene Spannung auf.

Das alles gilt sinngemäß für den ganzen Konzertabend. Der begann mit einem zarten, ganz fein gesponnenen Allegro, dem ersten Satz der "Pastorale" genannten Sonate Nr. 15 D-Dur op. 28.

Wie viel Fröhlichkeit auch in einem langsamen Satz stecken kann, war noch vor der Pause im Adagio grazioso der Sonate Nr. 16. G-Dur op. 31,1 zu spüren. Und beim Schlusssatz der Sonate Nr. 13 Es-Dur op. 27,1 ließ sich erfahren, wie rauschend ein Allegro vivace klingen kann, ohne dabei undifferenziert zu werden.

Rauschend war auch der Beifall, für den sich der grandiose Pianist noch mit einer elegischen Zugabe bedankte.

(RP)
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