Düsseldorf Otto Pienes Bilder - zum Teil noch nie gezeigt

Düsseldorf · Otto Piene malte mit Feuer und Leidenschaft. Die Galerie Ludorff stellt jetzt 30 Arbeiten des Künstlers der Düsseldorfer Gruppe Zero aus. Darunter ist seine letzte Werkreihe aus dem Jahr 2014.

 Manuel Ludorff hat in seinen Galerieräumen auf der Kö Kostbarkeiten aus dem Nachlass von Zero-Künstler Otto Piene ausgestellt. Im Hintergrund hängen zwei Feuergouachen auf Karton aus den 1970er Jahren.

Manuel Ludorff hat in seinen Galerieräumen auf der Kö Kostbarkeiten aus dem Nachlass von Zero-Künstler Otto Piene ausgestellt. Im Hintergrund hängen zwei Feuergouachen auf Karton aus den 1970er Jahren.

Foto: Anne Orthen/VG Bildkunst Bonn 2016

Wenn einer wie Otto Piene 2014 überraschend am Vernissagentag der großen Berliner Zero-Ausstellung stirbt, dann bleiben seine Spuren über den Tod hinaus überdeutlich. Gerade in der Stadt, in der der in Westfalen geborene Künstler seine im Hinblick auf das Werk wichtigste Zeit hatte. In Düsseldorf gründete Otto Piene gemeinsam mit Heinz Mack Ende der 1950er Jahre die Gruppe Zero, später stieß Günther Uecker dazu. In Düsseldorf unternahm Piene die ersten Gehversuche Richtung Öffentlichkeit, eröffnete ein Atelier, das bis heute besteht, bahnte Kontakte mit internationalen Künstlern an, die damals so ähnlich tickten wie die Düsseldorfer, darunter Yves Klein, der der Kunst sein delikates Blau schenkte.

Da Zero eine Art Dachmarke ist, haben seine drei Protagonisten, jeder für sich genommen, ein Markenzeichen. Sie alle - Piene, Mack und Uecker - waren Helden des Aufbruchs, des Neubeginns bei null, forderten pure Abstraktion, auch Monochromie, und sie formulierten ihre Zukunftsgewandtheit in jeweils anderen Formaten. Piene ist der, der mit dem Feuer malte, für den Kunst Energieübertragung bedeutete und für den Zero kein historisches Phänomen war, sondern Samen für zukünftige Entwicklungen liefern sollte. Mit Licht, Luft, Rauch und Feuer befasste sich der Forschergeist unter den Zero-Künstlern, der grandiose Lichtballette für ganze Räume schuf und legendäre Sky Events veranstaltete mit farbigen, exzentrischen Luftskulpturen am Himmel.

Lange Zeit seines Lebens war der 1965 nach New York gezogene Künstler in Deutschland nicht so präsent, die Bilder aus jener Zeit sind also weniger bekannt. Während Zero eine Renaissance erlebt und seit ein paar Jahren auf dem Markt preislich hochschnellt, sind Uecker und Mack ihrem Freund Piene um einige Nasenlängen voraus. Zumal sich ihr Werk weiterentwickelt, da der Licht- wie auch der Nagelkünstler täglich in ihren Ateliers von früh bis spät arbeiten.

Von Piene gibt es nicht mehr so viele Bilder, zudem wurde nach seinem Tod einiges schon verkauft. Umso interessanter ist die Auswahl, die derzeit Manuel Ludorff in seinen Räumen auf der Kö ausgebreitet hat. Bei Pienes Witwe Elizabeth Goldring durfte Ludorff junior Gast auf ihrer Ranch in den USA sein. Gemeinsam suchte man dort die Werke aus, die jetzt exklusiv neben galerieeigenen in Düsseldorf auf den Markt gebracht werden und in einer feinen Ausstellung Menschen zum Anschauen einladen. Zunehmend will Manuel Ludorff seine Räume als Galerie öffnen, als Museum auf Zeit. Wenn er auch den von seinem Vater Rainer gegründeten Kunsthandel nie aufgeben will, so will man doch in Zukunft verstärkt als Galerie an der Kö agieren und wirken. Zur Vermittlung des Piene-Konvolutes leistete Alt-Galerist und Zero-Freund Hubertus Schoeller Schützenhilfe, der alles von Zero weiß und kennt.

Nach Jahrgang, Energie und Intensität hat man die Bilder ausgesucht, 13 waren bisher noch nie gezeigt worden. Das älteste Bild (ohne Titel) ist von 1962, Öl und Pigment, zart auf Leinwand gesetzt - vielleicht ein Keimling, eine Zelle? Tomatenblutrot mit aufgehelltem Saum. Die Sechziger waren die Jahre, als der radikale Künstler mit seinen Feuerbildern begann, von 1964 sind "Feuerblumen" zu sehen, Gouache auf Karton oder Öl, Feuer und Ruß auf Karton. Wem Serigraphien gefallen, der kann schon mit 2000 Euro Piene-Sammler werden, wer aber das Höchste, sprich Älteste, will, muss einige hunderttausend Euro bezahlen.

"Black Melt" berichtet vom Brennen und Schmelzen auf Leinwand, schwarzes Auge in rotem Inferno, 2014 gemalt. Es sind die letzten Bilder, die Otto Piene in seinem Todesjahr schuf - in jenem Jahr des Triumphes für Zero. Fein sind die beiden Keramikobjekte: Sonne und Mond, glitzernd gerastert. Das Auffälligste ist das "Pfauenauge" - Öl und Feuer auf Leinwand. Wie viele der Figuren erinnert dieses an schwebendes Leben im Meer. Die letzten Bilder tragen keine Jahresangaben, doch verweisen sie zurück auf den Beginn. Alles fügt sich wie in einem Kosmos, in fünf Jahrzehnten gewachsen. So etwas hat seinen Preis. Nur gucken kostet nichts.

(RP)
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