Opern-Scouts zum „Weihnachtsoratorium“ „Ein großes Wagnis – und nicht nur angenehm“

Düsseldorf · Elisabeths Stöpplers Inszenierung von Johann Sebastian Bachs „Weihnachtsoratorium“ im Düsseldorfer Opernhaus ist auch bei unseren Opernscouts umstritten.

 Ein großes Solistenaufgebot erfordert die szenische Umsetzung von Bachs „Weihnachtsoratorium“ in der Inszenierung von Elisabeth Stöppler an der Deutschen Oper am Rhein.

Ein großes Solistenaufgebot erfordert die szenische Umsetzung von Bachs „Weihnachtsoratorium“ in der Inszenierung von Elisabeth Stöppler an der Deutschen Oper am Rhein.

Foto: Sandra Then/Rheinoper

Befremdet, begeistert, verärgert: Die Premieren-Kommentare der Opernscouts zum „Weihnachtsoratorium“ fielen einmal mehr kontrovers aus. Sie sind in den nächsten Tagen in ausführlicher Form nachzulesen unter www.opernscouts-operamrhein.com

Helma Kremer, Marketing Düsseldorf Tourismus: „Ob das gewollt war, dass man sich so ärgerte? Ganz viel habe ich nicht gut verstanden, ich dachte, das ist halt die Dekonstruktion des Weihnachtsoratoriums. Ich hatte zwar einige Assoziationen, aber die waren auch ein wenig irre. Diese vergoldeten Jesuskinder! ‚Jauchzet, frohlocket’ hat mich wieder ein bisschen versöhnt. Aber am Ende fühlte ich mich trotzdem veräppelt.“

Markus Wendel, Sachbearbeiter im Innenministerium: „Mit geschlossenen Augen ein Hochgenuss. Dieses Schwergewicht wurde musikalisch und vokal grandios umgesetzt, auch vom Chor. Aber was auf der Bühne zu sehen war! Mich brachte schon manches an den Rand der Sprachlosigkeit, doch das hat heute dem Fass den Boden ausgeschlagen. So ein andächtiges Werk, und dann diese Bühne und diese klamaukigen Sachen.“

Sassa von Roehl, Kommunikationswissenschaftlerin: „Mir waren bisher die erhabenen Weihnachtsoratorien in Kirchen vertraut. Und das wird dann auf einmal so profan. Man wird aus seiner Komfortzone geholt. Das muss man aushalten, sich einlassen und erst einmal schlucken. Mich hat es verunsichert: Ich kenn es doch, und jetzt versteh ich’s nicht mehr. Ein großes Wagnis – und nicht nur angenehm.“

Hubert Kolb, Prof. i. R.: „Diese klassische Erzählung in die heutige Zeit zu übersetzen, verlangt eine Menge Mut. Mich hat die Inszenierung zum deutlich größeren Teil überzeugt. Sie spielt sich auf mehreren Ebenen ab: Gesellschaftskritik, Reliquien- und Götzenverehrung, Ironie und Parodie, dann wieder die Suche nach Liebe, Glaube und Sinngebung. Der Chor wunderbar, die Sänger überwiegend gut, grandios und klar vor allem der Countertenor.“

Michael Langenberger, Wirtschaftsmediator: „Mit dem ersten Teil war ich etwas unzufrieden, der zweite war für mich der Inbegriff von Kunst – in dem Sinn, dass jeder daraus seine eigene Geschichte machen kann. Wir haben das ,Weihnachtsoratorium’ zur heiligen Kuh erhoben. Bach wäre mit diesem Abend sicher einverstanden gewesen, er war ja auch experimentierfreudig. Durch die szenische Fassung und das Spiel entstand eine ganz neue Dynamik.“

Stefan Pütz, Buchhändler: „Das war in meinen Augen eine brutale Sabotage an Bach, aber immerhin hat das Stück funktioniert. Perfektes Bühnenbild, tolles Licht, gesanglich fantastisch. Allerdings bin ich wohl konservativer, als ich dachte, weil ich mit einigen Passagen gar nicht klarkam. Provokation pur, grandios und schrecklich zugleich. Der große Applaus ist dem versöhnlichen Ende zu verdanken.“

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