Düsseldorf Omer Klein feiert den Jazz

Düsseldorf · Es ist etwas Besonderes, wenn in der Kunst dem Publikum Neues präsentiert wird. Wie jetzt beim israelischen Jazzpianisten Omer Klein, der nun die Veröffentlichung seiner neuen CD feierte. Besonders spannend ist eine solche Präsentation, wenn es sich um ein Debüt handelt. "Sleepwalkers" ist zwar bereits das siebte Album des Pianisten, zugleich aber ist es sein erstes, das bei einem Major Label erscheint.

Monatelang hatte Klein, der in Düsseldorf lebt, auf diesen Moment hingearbeitet, auf sein erstes abendfüllendes Konzert im Robert-Schumann-Saal, nur ein paar Schritte entfernt von seiner Pempelforter Wohnung. Was das Publikum miterlebte, war tatsächlich etwas Besonderes: Man hatte das Gefühl, bei der Entstehung eines Kunstwerks dabei zu sein.

Omer Klein, ein kluger Kopf, der in seiner Musik immer auch philosophische und gesellschaftskritische Themen verarbeitet, hielt sich nicht mit Erklärungen auf. So sagte er auch nichts zum Titel der CD, der sich auf Leute bezieht, die mit Smartphone vor dem Gesicht wie Schlafwandler durchs Leben gehen. Klein und seine aus Israel angereisten Triopartner Haggai Cohen-Milo (Kontrabass) und Amir Bresler (Schlagzeug) konzentrierten sich ganz auf die Musik: Jazz des 21. Jahrhunderts mit Anklängen an Klassik und Rock, kompakt und eng miteinander verzahnt.

Im zweiten Set kommt mit "Niggun" und "Yemen" auch der Stilmix zum Vorschein, den man von früheren Alben kennt. Das ist polyrhythmischer Jazz mit orientalischen und arabischen Einflüssen. Und plötzlich gibt es kein Halten mehr. Nicht nur, dass der Pianist aufsteht und als Perkussionist den Drummer anfeuert. Die neue Musik, deren erste Schritte man gerade erst miterlebt hat, beginnt zu tanzen.

"Underdog", ein Stück, das an den Soul-Jazz der 60er erinnert, macht nicht nur dem Publikum Spaß. Anders als auf der CD startet der Song mit einem Bass-Solo als Intro, in dessen genüssliche Slides Klein einen dissonanten Blockakkord brettert. Und dann geht's los mit einem unwiderstehlichen Groove und der lustvollen Interaktion dreier Musiker, die keine Grenzen zu kennen scheinen.

(RP)
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