Düsseldorf Ohne Wort

Düsseldorf · Das Forum Freies Theater zeigte "Flirt" - ein Stück mit tauben und hörenden Darstellern.

 Theater in Gebärdensprache: Das FFT zeigte das Stück "Flirt" zum Auftakt des Festivals "You're invited if that's ok?".

Theater in Gebärdensprache: Das FFT zeigte das Stück "Flirt" zum Auftakt des Festivals "You're invited if that's ok?".

Foto: Christian Herrmann

Der Schlussapplaus ist nicht gerade das, was man stürmisch nennt, vielleicht schlägt ein Viertel des Publikums seine Hände mit lautem Klatschen zusammen. Die anderen Dreiviertel heben die Hände über den Kopf und wedeln. Applaus in Gebärdensprache - hatte man im Stück schon gelernt. Abgestraft wurde das Ensemble also nicht.

Mit großer Spielfreude und unter größtem Körpereinsatz zeigten im Forum Freies Theater (FFT) fünf Darsteller "Flirt". Regisseurin Wera Mahne, ehemalige Stipendiatin am FFT und Kultur-Förderpreisträgerin der Stadt Düsseldorf, hat das Stück für taube und hörende Schauspieler und Zuschauer ab 14 Jahren eingerichtet. Es handelt vom Kennenlernen, von Funkenschlägen und vom Anbahnen, und das Tolle ist, es ist nicht bloß Theater, das Gesprochenes simultan in Gebärdensprache übersetzt wie es der Fernsehsender Phoenix mit der Tagesschau macht. "Flirt" ist bilinguales Sprech-Schau-Spiel, gleichberechtigt, manchmal abwechselnd, zuweilen gleichzeitig wird gesprochen und gebärdet.

Tipps zur Körperhaltung werden da gegeben - Kopf schief stellen, lächeln - und als Unsinn verworfen, Coolness wird erprobt, Geschlechtergerechtigkeit verhandelt. Dass auch die Gebärdensprache nicht frei ist von Ungleichheit, erfährt der Hörende. Warum, fragt einer ohne Worte, sind die Zeichen für Frauen ein Busen, ein Ohrring oder ein Stöckelschuh, während für den Mann der Hut steht? Weil der den Hut auf hat?, fragt er sich.

Manches in der losen Szenenfolge gerät etwas länglich, weil man - je nachdem - nicht immer alles versteht. Man ist dann lost in translation. Über weite Strecken aber funktioniert das hin und her der deutschen Sprachen erstaunlich gut, bei mehr als einer Stunde Spieldauer. Flirten, das geht schließlich oftmals ohne Worte ab, aber niemals ohne Unsicherheiten und Verständnisschwierigkeiten. Das ist so universell wie denn auch manches an unserer Körpersprache: Arme verschränken, abweisender Blick; anlächeln, zum Tanz auffordern; noch einen Drink verlangen - Mut antrinken.

"Flirt" ist der Auftakt zum Jugendfestival "You're invited if that's ok?" - wobei dieser Titel in seiner ganzen Bescheidenheit schon wieder furchtbar Ranschmeißerisch ist. Beteiligt sind jedenfalls das Junge Schauspiel, die Symphoniker, das FFT und das Tanzhaus, die bis 9. März Produktionen für junges Publikum zeigen, und einbringen sollen sich die jungen Zuschauer auch. Bei "Flirt" werden nach Spielschluss alle auf die Bühne gebeten, zum Austausch mit Worten oder ohne, bei Saft aus Plastikbechern für alle.

(kl)
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