„Six Pianos“ beim New Fall Festival Hypnotische Klänge von sechs Flügeln im Ehrenhof

Düsseldorf · Zum vorletzten Konzert der Reihe hörte das Publikum auf der Bühne des New Fall Festivals die „Six Pianos“. John Kameel Farah eröffnete mit seinem „Introitus“, das barocke Klänge mit arabischen Skalen verbindet.

Das Publikum hörte zum vorletzten Konzert des New Fall Festivals minimalistische Piano-Klänge.

Das Publikum hörte zum vorletzten Konzert des New Fall Festivals minimalistische Piano-Klänge.

Foto: Andre Symann

Die Veranstalter der Sommer-Edition des New Fall Festivals haben es wirklich getan: Für das vorletzte Konzert der Reihe haben sie sechs Flügel vor das NRW-Forum im Ehrenhof gestellt, auf denen bei Wind und Wetter namhafte Pianisten Steve Reichs Minimal-Komposition „Six Pianos“ spielten.

Damit gelang ein in mehrfacher Hinsicht gewagtes Unterfangen. Zum einen findet das Festival an Hochkultur-Orten statt, präsentiert normalerweise aber ein Pop-Programm. In den vergangenen Jahren hat Klaviermusik durch Künstler wie Nils Frahm, Chilly Gonzales oder Grandbrothers einen Siegeszug auch bei Pophörern gestartet – und Steve Reichs Kompositionen gelten vielen aktuellen Musikern wegen ihrer repetitiven Strukturen als Inspiration oder Schablone. Trotzdem ist es nicht selbstverständlich, dass sich ein großes Publikum auch für diese nicht so leicht konsumierbaren Grundlagen interessiert.

Zum anderen ist es in einem Open-Air-Areal, in dem die rund 150 Besucher nach Corona-Bedingungen weit auseinander saßen, durch das Wind weht und über das Flugzeuge fliegen, nicht einfach, mit dem Klang von sechs Klavieren durchzudringen. Wenn man es schaffte, das Geplauder aus dem VIP-Bereich auszublenden, funktionierte allerdings genau das: selbst Feinheiten des Spiels der verschiedenen Pianisten wahrzunehmen.

Bevor sie gemeinsam das Herzstück des Abends spielten, stellten sich alle mit eigenen Stücken vor. John Kameel Farah eröffnete mit seinem „Introitus“, das barocke Klänge mit arabischen Skalen verbindet. Gregor Schwellenbach, der die Pianisten schon vor vier Jahren für eine Aufnahme von Steve Reichs Komposition zusammengebracht hatte, spielte die Klavier-Transkription eines Techno-Stücks: dem Michael-Mayer-Mix von Superpitchers „Happiness“. Paul Frick und Daniel Brandt von Brandt Brauer Frick und Erol Sarp von Grandbrothers machten in diesem Geiste weiter und übersetzten elektronische Musik auf die Klaviere, hämmerten manchmal auch einen Beat auf dem Instrumenten-Rahmen. Kai Schumacher zeigte mit seiner komplexen Architektur aus popaffinen Melodien und extrem schnellen, repetitiven Klängen, wie viel er von Steve Reich gelernt hat.

„Six Pianos“ lebt von exaktem Timing und minimalen Verschiebungen rhythmischer Pattern. All das gelang hier beispielhaft. Gregor Schwellenbach erzählte in einer Zwischenansage außerdem, wie sich während des Spiels ein Regenbogen über dem Publikum auftat und ein Vogelschwarm daherzog: „Ich werde das nicht vergessen – dieser ganze besch… Sommer und dann dieser Moment!“

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