Gastrotipp Neues Hotel, neues Gourmetrestaurant

Düsseldorf · Zum "The Fritz" gehört das "Fritz's Frau Franzi", das offensichtlich anders sein will: Die Kellner tragen Jeanshemden, der Küchenchef setzt beim Dessert nicht auf Süß - und eine ungewöhnliche Farbe steht im Mittelpunkt.

Gastrotipp: Neues Hotel, neues Gourmetrestaurant
Foto: Endermann Andreas

Wir werden den zweiten Satz dieses Textes zurücknehmen müssen: Die Farbe Gold eignet sich in Düsseldorf nicht als Stilmittel. Zu viele Vorurteile über diese Stadt basieren auf der Farbe oder spielen damit, zu viele Bestätigungen der Vorurteile haben mit dem reichlichen Vorhandensein der Farbe in dieser Stadt zu tun. Wir hätten also den Betreibern des Gourmetrestaurants "Fritz's Frau Franzi" davon abgeraten, die Tische mit güldenem Besteck zu decken und mit einem goldenen Servierwagen durch den Speisesaal des neuen Hotels "The Fritz" zu fahren. Als am Ende unseres Testbesuchs der Espresso in goldenen Tassen serviert wird, wissen wir, dass wir falsch lagen.

Am Ende stellt sich gar nicht mehr die Frage, ob das Gold und der dazugehörige ironische Bruch funktionieren, denn in allererster Hinsicht steht die Farbe für den Mut des Hauses. Auch die übrige Inneneinrichtung ist mit sehr vielen Lampen, sehr tiefen und eigentlich zu gemütlichen Sitzmöbeln gewagt. Der Service kontrastiert seine spürbar gute Ausbildung mit Jeanshemden, und auch Küchenchef Benjamin Kriegel geht volles Risiko, in dem er seinen Anspruch oben auf die Karte schreibt: "Es wird immer mindestens ein Gericht dabei sein, das sie so noch nie gegessen haben."

Das Prinzip, nach dem die Gäste ihr Essen zusammenstellen können, ist aus anderen Häusern dieser Klasse bekannt. Auf der Karte stehen in vier Kategorien jeweils drei Gerichte, von denen die Konsumenten theoretisch nur eines nehmen können, die Experiment-Interessenten Minimum zwei (ohne Dessert) nehmen werden und die halbwegs Hungrigen wohl drei benötigen. Die vier Kategorien decken dabei alle wesentlichen Bedürfnisse ab: Fisch, Fleisch, Vegetarisches und einen charmanten Einstieg.

Der erst 28-jährige Küchenchef Kriegel hat zwei wesentliche Stationen im Lebenslauf, die seinen beschriebenen Mut rechtfertigen: Er war bei Drei-Sterne-Koch Christian Jürgens am Tegernsee und seit 2014 Sous-Chef im "Victorian". Das Handwerk hat er dort zweifellos gelernt, denn die vielen Zubereitungsarten, die er in den einzelnen Gängen anbietet, gelingen in Vollendung. Die Fasanenbrust ist präzise gegart, die kleine Kohlroulade ihr treuer Freund und die weiteren Varianten von Kohl und Kraut jede für sich ein feines Spiel mit Geist und Gaumen. Der Waller ist in brauner Butter gegart und umgeben von Blumenkohl, der roh mariniert und als Creme auf den Tisch kommt.

Das alles ist gut, erfüllt den Anspruch, zeigt, dass das Restaurant mehr will. Unser Herz und letztlich auch wieder unseren Verstand gewinnt "Fritz's Frau Franzi" aber erst mit dem letzten Gang. Desserts sind bei Gourmet-Köchen in der Regel auch einfallsreich, machen es sich am Ende aber über die reine Süße auch leicht, den Gast zufrieden ziehen zu lassen. Diesen einfachen Weg geht Kriegel nicht. Er bricht eben diese Geschmackswahrnehmung an der entscheidenden Stelle. Gerade wenn der Gast nur noch Süße erwartet, tauchen die Gegenspieler auf: im Eis die Sesamkräcker, zur Mango die Kokos-Chips.

"Fritz's Frau Franzi" bereichert die Düsseldorfer Gastronomieszene im oberen Teil der Tabelle. Die Empfehlung beinhaltet aber auch eine vorsichtige Warnung: Es ist kein günstiges Vergnügen. Die Desserts kosten 12 bis 13 Euro, keines der 0,2-Liter-Gläser-Wein ist für unter zehn Euro zu erhalten.

(RP)
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