Gastro-Tipp Neuer Grieche am Wehrhahn

Düsseldorf · Die neue U-Bahn hat schöne Nebenwirkungen: Entlang der Strecke eröffnen Restaurants, zum Beispiel die "Taverne Mesdheu", die eine Mischung aus den Küchen des Mittelmeerraums bietet.

Gastro-Tipp: Neuer Grieche am Wehrhahn
Foto: Endermann Andreas

Die griechische Gastroszene kann ein bisschen Unterstützung gut gebrauchen. Einst war sie in Düsseldorf ganz wichtig, als sich hier die internationalen Küchen entwickelten, heute ist sie eher unterrepräsentiert. Es gibt Vertreter der gehobenen Küche wie zum Beispiel das "Askitis" und das "Pegasos", es gibt (und das ist überhaupt nicht geringschätzig gemeint) ein paar großartige Imbissstuben wie die "Pfeffermühle" in Friedrichstadt oder die "Akropolis" in Oberkassel - das war es dann aber auch schon weitgehend. Die "Taverne Mesdheu", die nun an der Grenze zwischen Stadtmitte und Flingern eröffnet hat, bereichert Düsseldorf einfach schon mal grundsätzlich.

Das Restaurant mit griechischem Namen und Schwerpunkt sowie italienischer Neigung macht schnell und angenehm klar, dass es in der Liga der gehobenen Vertreter mitspielen möchte. Schönes und hochwertiges Mobiliar steht auf der extra geschaffenen Terrasse und im gläsernen Innenraum, Besteck, Beleuchtung und auch die Toilettenräume sind alle samt Beleg für guten Geschmack und Händchen.

Und so geht es auf der Karte auch weiter. Dort wird auf der ersten Seite erst einmal der Inhaber genannt. Das wirkt zunächst ungewöhnlich, hat aber seinen Grund: Saban Emini bringt mehr als 30 Jahre Erfahrung in der Gastronomie mit und ist vielen Düsseldorfern als Chefkoch des schon erwähnten "Pegasos" bekannt. Nun führt er sein erstes eigenes Restaurant, hat dafür angekündigt, keine Tiefkühlkost einzusetzen, und untermauert das Versprechen mit einer offenen Küche.

Ähnlich geht er auch bei den Gerichten vor. Er beschreibt sie auf der Karte schon so, dass sie gut klingen, lässt sich damit aber noch unterschätzen. Ein Beispiel: Zum Zanderfilet kündigt er ein Spargel-Risotto an. Das sämig-würzige Reisgericht trägt dann neben Spargel auch noch eine famose Mischung mit Muscheln und gegrilltem Gemüse in sich. Und so sind auch im Salat oder bei den Fleischgerichten mehr Zutaten als angekündigt, ohne dass es aufdringlich und störend wirkt. Der Gast hätte das so nicht erwartet, ist aber angenehm überrascht über das, was der Koch wagt. Und der Küchenchef ist auch sonst ein mutiger Mann, das zeigt sich noch einmal bei den Feinheiten. Der Fisch kommt schon kräftig gebraten auf den Tisch und ist dann noch mit groben Körnern von Meersalz garniert. Das ist eine Herausforderung und fördert mindestens den Wasserabsatz, es lohnt sich aber, sich beidem zu stellen.

Zwei weitere Aspekte verdienen noch Lob: Bei unserem Testbesuch waren auffallend viele Kellner im Einsatz, so dass trotz der zahlreichen Tische alle Gäste in vernünftigem Tempo versorgt wurden. Der Service behält dabei auch diejenigem im Blick, die nur ein Stück über die Tischkante gucken können. Für Kinder gibt es einige Gerichte und schon kurz nach dem Hinsetzen einen ansehnlichen Stapel mit Bilder- und Malbüchern sowie frische Buntstifte.

Die Kritikpunkte betreffen eher Nebensächlichkeiten des Besuchs: Angesichts der guten Portionen würden wir angewärmte Teller empfehlen, weil nicht alle so schnell konsumieren wie die unter einer Berufskrankheit leidenden Testesser. Und ein Fischmesser hätte den Konsum des Zanderfilets merklich erleichtert.

(RP)
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