Nacht der Museen in Düsseldorf Party-Stimmung in 40 Kunsträumen

Düsseldorf · Die Nacht der Museen am Samstag in Düsseldorf lockte rund 22.000 Besucher in kleine und große Kulturstätten. Die Besucher waren in Partylaune, die Schlangen vor vielen Ausstellungsräumen lang.

Nacht der Museen 2019 in Düsseldorf: Die schönsten Fotos
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So schön war die Nacht der Museen 2019 in Düsseldorf

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Foto: Landeshauptstadt Düsseldorf/Uwe Schaffmeister

Eine Menschenschlange steht vor dem Filmmuseum an. Sie windet sich um den Eingangsbereich herum in die Schulstraße Richtung Rhein. Die Wartenden vertreiben sich die Zeit mit Selfies, tauschen sich über bereits besuchte Ausstellungen aus oder nippen aus einem Pastikbecher Gin Tonic. Die Stimmung ist trotz des Einlassstops ins Museum prächtig, niemand drängelt. Schließlich hat man noch bis 2 Uhr nachts Zeit, die verschiedenen Museen der Stadt zu besuchen.

Und auch das Wetter spielt an diesem Abend mit, es ist trocken und der erste nicht zu kalte Samstagabend des Jahres. Es ist wie jedes Jahr Anfang April wieder die Nacht der Museen. Rund 22.000 Besucher strömen in mehr als 40 Düsseldorfer Museen, Off-Spaces und Galerien.

So wie Charlotte Neidlinger und ihr Vater Win aus Meerbusch, die es noch vor dem Einlassstop ins Filmmuseum geschafft haben. Gerade sitzen Vater und Tochter in einem halbierten Ford Mustang-Cabrio, hinter ihnen läuft eine Landschaftsprojektion ab. Fast wie bei Hitchcock ist das, dem Meister der langen Autofahrten vor einer Rückprojektion.

Man denke nur an Grace Kelly und Cary Grant, die in „Über den Dächern von Nizza“ durch das hügelige Hinterland der Riviera rasen. Aus heutiger Sicht ein sofort zu erkennender Filmtrick, damals aber ein filmisches Mittel, um die Handlung kostengünstig voranzutreiben. Die zehnjährige Charlotte ist begeistert: „Das gefällt mir sehr gut hier. Und es gibt noch ganz viel andere interessante Sachen zu sehen.“

Als Kontrast wollen die Vater und Tochter nach dem Filmmuseum die moderne Kunstsammlung im K21 ansehen. Mit Blick auf die Besuchermassen sagt Win Neidlinger allerdings, dass man sehen müsse, wie weit sie noch kommen werden. Nebenan im Hetjens-Museum ist es ähnlich voll. Im großzügigen Eingangsbereich des Keramik-Museums spielt auf einer großen Bühne die Marion & Sobo Band Edith Piafs „La vie en Rose“. Davor stehen zwei Reihen mit Biertischen an denen sich die ersten ermüdeten Besucher bei Alt, Wein oder Cocktails ausruhen und einige auch das Chanson leise mitsingen.

Für die Chefin des Museums, Daniela Antonin, gibt es an diesem Abend kein Ausruhen. Passend zum Thema „Goldene Zeiten“ ist auch Antonin mit güldener Karnevalsbrille und Rock den ganzen Abend unterwegs durch ihr Haus, begrüßt Gäste oder spricht einführende Worte auf der Bühne. Eine kleine Schlange steht an einem Stand an, wo es Klebetattos mit Motiven aus dem Hetjens-Museum gibt. Stolz zeigt auch die Museumschefin auf ein goldenes Aufklebetattoo auf ihrem Arm. „Dieser Tiger ist eines der ersten Motive auf Meissener Porzellan“, sagt Antonin. Andere Besucher lassen sich von Corinna und ihrem „Airbrush-Team“ Tatoos auf die Haut malen.

Neben dem vollen Haus an diesem Abend ist die Nacht der Museen auch in den nächsten Wochen wichtig für die kleineren und nicht so stark frequentierten Düsseldorfer Museen. „Wir merken auch im Nachgang zur Nacht der Museen, dass das Interesse und die Besucherzahlen dann immer steigen“, sagt Antonin. Und das mit vollem Recht. Hat das Hetjens-Museum doch eine wunderbare Sammlung zu bieten. Im Keller zeigt das Haus gerade die Ausstellung „Wechselwirkungen“ zum 100-jährigen Bauhaus-Jubiläum, die Asien­abteilung wurde 2018 neugestaltet, und im dritten Stock kann man mit echtem Böttger-Steinzeug und Porzellan die Entdeckung und Entwicklung der europäischen Porzellanherstellung nachvollziehen.

Bilder des Tages aus Düsseldorf
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Foto: Wolfgang Harste

Zum festen Programm der Nacht der Museen gehören aber nicht nur die städtischen Museen und Ausstellungshallen, sondern auch Off-Spaces vor allem rund um die Bilker Allee. Gegen 23 Uhr steht eine Menschentraube vor der Metzgerei Schnitzel.

Hier in der „Brause“ treffen sich die Einheimischen, man kennt sich, trinkt in der immer noch frühlingshaften Nacht Bier und unterhält sich. Im kleinen Ausstellungsraum des Kunstvereins stellt Oliver Räke aus. In den frühen 80er Jahren wurde Räke – inspiriert durch den 1983 im ZDF ausgestrahlten Graffiti-Film „Wild Style“ – ein Pionier der hiesigen Graffiti-Szene. Auch drei Jahrzehnte später ist er den plakativen und effektvollen Mitteln des Graffiti treu geblieben. In seiner Schau „Outside Society“ prangert er die Vertreibung von kreativen Zentren wie der „Brause“ an.

Denn die alte Tankstelle und Autowerkstatt aus den 50er Jahren soll bald abgerissen werden. Ende Mai ist erstmal Schluss für den Kunstraum, bis eine neue Heimat gefunden ist. „Brause lebt“ steht so in einfachem Writing auf den Bögen, an der Wand stehen hölzerne Demoschilder mit der Aufschrift „No gods, no masters, no artmarket“.

Rund hundert Besucher stehen auf dem kleinen Vorplatz an der Bilker Allee. Viele Besucher sind wegen der baldigen Schließung gekommen. Aber natürlich auch wegen der kleinen Party, denn auch das gehört zur Nacht der Museen. Je länger der Abend dauert, desto mehr rückt die Kunst in den Hintergrund und das fröhliche Genießen eines langen Abends gewinnt die Oberhand.

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