Museum in Düsseldorf Der neue Auftritt des NRW-Forums

Düsseldorf · So knallig wie möglich: Das NRW-Forum in Düsseldorf möchte nach der Zusammenlegung mit dem Kunstpalast eigenständiger auftreten. Die erste Ausstellung beginnt am 9. Oktober.

Ein Plakat bewirbt die nächste Ausstellung im NRW-Forum.

Ein Plakat bewirbt die nächste Ausstellung im NRW-Forum.

Foto: NRW Forum/Katja Ilner

Mit einem kecken neuen Auftritt besiegelt das NRW-Forum die Zugehörigkeit zum Kunstpalast und schärft gleichzeitig sein eigenständiges Profil als „junge wilde Schwester“. Seit Jahresbeginn sind die Museen am Ehrenhof unter einem Dach vereint. Felix Krämer ist Generaldirektor beider Häuser, betont aber: „Die Identität des NRW-Forums wird weiter maßgeblich gepflegt von seinem bisherigen Direktor Alain Bieber. Er bleibt als künstlerischer Leiter das Gesicht des Museums.“

Der von der Politik angeregte Zusammenschluss habe Vorteile: „Gemeinsam ist man stärker und kann zielorientierter arbeiten“, sagt Felix Krämer. „Von den Synergien profitieren beide Häuser. Wir lernen voneinander und entwickeln uns weiter.“ Ohnehin habe das Publikum die Museen schon immer miteinander verquickt: „Ich bin für Ausstellungen gelobt worden, die ich gar nicht zu verantworten hatte.“

Mit seiner Konzentration auf Fotografie, Pop Art, Design und digitale Kunst verfügt das NRW-Forum künftig über eine größere Spielfläche. Marketing-Chef Christian Hupertz präsentierte das neue Branding des Hauses. Dessen sperrigen Namen habe man diskutiert und beibehalten, er sei gut eingeführt. Alles andere springt ins Auge: das selbstbewusste Logo und die vier Grundfarben, „so knallig wie möglich und verschiedenen Zwecken angepasst“.

Fünf Schrifttypen und sogenannte Hacking Fonts komplettieren den visuellen Auftritt. Die Banner am Museum sind bereits umgeflaggt, Werbeflächen im Stadtbild signalisieren die veränderte Optik: jung, unangepasst. Man dürfe ruhig etwas wagen, glaubt Hupertz: „Besser mal anecken, als nur nett sein.“

Mit dem erweiterten Spektrum nach dem Relaunch des NRW-Forums zeigt sich Alain Bieber zufrieden, ebenso mit der geteilten Verantwortung: „Manchmal war ich auch sehr allein“, sagt er rückblickend. „Ich bin auf jeden Fall erleichtert. Wir befruchten uns gegenseitig.“ Das Halbjahres-Programm, das er vorstellt, trägt seine Handschrift und setzt bei den Ausstellungen die bisherige Positionierung fort.

Zunächst wird am 9. Oktober „#cute. Inseln der Glückseligkeit“ eröffnet, inspiriert von der Beliebtheit des Hashtags „cute“, was so viel wie niedlich, putzig oder süß bedeutet. Der Trend zu Einhörnern oder Hasenohren pflanzte sich von den sozialen Netzwerken bis in die Werbung, Robotik und Kunst fort.

„Das Bedürfnis zu kuscheln und zur Niedlichkeit hat in Corona-Zeiten zugenommen“, sagt Bieber: „Wir lassen mal wieder den Glitzer regnen.“ Dennoch werde man in dieser Gruppen-Ausstellung mit Fotografien, Skulpturen, Video- und Rauminstallationen auch die dunklen Seiten des Themas beleuchten, die Ambivalenzen und Kippmomente.

Gleichzeitig startet „The Kebab Helix – And Other Fast Food Fantasies“. Das Videoprogramm der Stiftung IMAI widmet sich der Massenproduktion von Lebensmitteln. Hier prallen widersprüchliche Werte der kapitalistischen Gesellschaft aufeinander, von Rationalität bis Maßlosigkeit. Kritisch und klug werde mit der Sünde der Völlerei gespielt, heißt es.

Zu den neueren Formaten des Museums gehört die digitale Plattform „nextmuseum.io“, die Alina Fuchte betreut. Seit drei Monaten aktiv, wird sie rege genutzt. Hier hat jeder die Chance, seine Werke zu veröffentlichen, allein 400 Einreichungen verzeichnete der letzte „Open Call“ zur Ausstellung „Willkommen im Paradies“ (ab Februar 2021). Parallel dazu werden die von Experten ausgewählten Exponate im NRW-Forum gezeigt.

Als spektakuläres Projekt, das sich die räumliche Nähe beider Häuser zunutze macht, kündigte Felix Krämer für den Herbst 2021 die weltweit erste „Augmented Reality Biennale“ an. Die Kombination von digitalem und analogem Leben sei eine der spannendsten Darstellungsformen zeitgenössischer Kunst.

„Wir werden alle zwei Jahre den Ehrenhof und den benachbarten Hofgarten mit einem Skulpturenpark aus AR-Werken bestücken“, sagt er. „Ein kostenfreies Angebot, das es sonst nirgendwo gibt. Wir sind Pioniere.“

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