Düsseldorf Miles Davis im Streichquartett

Düsseldorf · Das phänomenale Quatuor Ebène gastierte im Robert-Schumann-Saal.

Munter und locker geht es zu, wenn das Quatuor Ebène, ein Streichquartett der Extraklasse, den Genuss eines Kammerkonzertes bietet. Nicht, dass die Musiker ihre Töne nicht ernst nähmen: Musikalisch passt alles. Aber das Spiel der vier jungen Franzosen hat nichts Angespanntes, nichts wirkt bemüht. Die musikalische Perfektion ist das eine, die Nonchalance des Auftritts ein anderes.

So war es jetzt auch im Robert-Schumann-Saal. Beethovens Quartett op. 18/6 ist ein frühes Werk, er schrieb es mit Mitte 20. Zu hören war eine durch und durch kultivierte Wiedergabe. Nicht nur, aber vor allem im langsamen Satz war zu hören, dass die Musiker kein kompaktes Klangvolumen anstrebten, sondern dezente Eleganz. Mit wunderbarer, schlackenloser Leichtigkeit wurden die schnellen Sätze gespielt.

Ganz hervorragend war die Wiedergabe des Streichquartetts op. 10 von Claude Debussy. Temperamentvoll geriet der erste Satz, präzise kam das Pizzicato im zweiten. Im elegischen Andantino bauten die Franzosen ein Höchstmaß an Spannung auf, und furios steigerten sie zum Schluss das Tempo.

Dass es immer wieder zu Beifall zwischen den Sätzen kam, lässt sich wohlwollend als spontaner Szenenapplaus einstufen. Gewiss zeigte sich so aber auch eine Nebenwirkung der Tatsache, dass im Programm keine Satzbezeichnungen standen. Ebenso fehlten die Namen der vier Spieler.

Pierre Colombet und Gabriel Le Magadure (Violine), Adrien Boisseau (Viola seit Januar 2015) sowie Raphael Merlin (Violoncello) sind nicht nur vorzügliche Klassik-Interpreten, sie verstehen sich auch auf Jazz. Das demonstrierten die Musiker im zweiten Teil des Abends unter anderem mit Titeln von Miles Davis und den Beatles. Der Primarius glänzte mit Synkopenrhythmen wie einst die "heißen" Geiger vom Schlage eines Joe Venuti oder Stephane Grappelli. Der Cellist, zugleich ein talentierter, humorvoller Moderator, ersetzte mit virtuosen Pizzicato-Einsätzen den Zupfbass, die Mittelstimmen sorgten für Swing und fürs harmonische Gerüst.

Langer, begeisterter Beifall, für den sich die sympathischen vier musikalischen Allrounder mit Astor Piazzollas "Libertango" als Zugabe bedankten.

(RP)
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