Düsseldorf Miles Davis im Quartett
Düsseldorf · Für den Robert-Schumann-Saal gehe eine "äußerst erfolgreiche Saison" zu Ende, resümierte sein Intendant Eckart Schulze-Neuhoff. Damit meinte er sowohl den guten Besuch der Konzerte als auch die Qualität der Künstler. Zu ihnen rechnete er auch das französische Meisterquartett Quatuor Ebène. Zweifellos zu Recht.
Der Beginn mit Haydns op. 76,2, dem "Quintenquartett", ließ gleich erkennen, wo die Qualitäten dieses Quartetts stecken. Die erste Violinstimme ist bei Haydn normalerweise fast ein Violinkonzert. Pierre Colombet, der Primarius, hatte damit keinerlei Schwierigkeiten. Im Laufe des Konzerts wurde klar, dass seine Mitspieler Gabriel le Magadure (Violine), Marie Chilemme (Viola) und Raphaël Merlin (Violoncello) ebenfalls über eine brillante Technik verfügen. Und: Sie verstehen etwas von musikalischer Gestaltung. Die Mischung zwischen typisch Haydnscher Unbeschwertheit und dem Schuss Melancholie, der für das Werk charakteristisch ist, kam vortrefflich zum Ausdruck.
Sollte jemals ein Preis für das spannendste und kurzweiligste Streichquartett der Musikgeschichte vergeben werden, wird man Faurés Spätwerk op. 121 wohl kaum zu den Favoriten zählen. Immerhin ermöglicht es den Musikern, eine intensive Klangkultur zu entwickeln. Die war von den Ebène-Leuten mustergültig zu hören. Wie beispielsweise das lange Crescendo im zweiten Satz aufgebaut wurde, war großartig.
Bei Beethovens "Harfenquartett" zeigte sich, was schon bei Haydn spürbar wurde. Ebène spielt schnelle Sätze vital, aber nicht rau. Spannungsgeladen drängt die Musik nach vorn, aber nie auf Kosten des ausgefeilten, kultivierten Klanges. Eine breite Skala zwischen fahlem und intensivem Klang entfaltete sich im langsamen Satz. Fast ekstatisch vibrierte das Presto.
Ebène kann auch anders. Dass sich das Quartett auch auf Synkopen versteht, zeigte es - nach begeistertem Beifall - bei der Zugabe, einem Titel des Jazz-Trompeters Miles Davis.