Menschenrechtskonzert in der Tonhalle So kurz sollten Predigten öfter sein!

Düsseldorf. Adam Fischer dirigierte das Menschenrechtskonzert in der Tonhalle mit Werken von Gustav Mahler und Ludwig van Beethoven.

 Der Bariton Markus Eiche.

Der Bariton Markus Eiche.

Foto: Tonhalle/Diesner

Dass der Dirigent Adam Fischer, der Schlaue, an den Beginn seines jüngsten Menschenrechtskonzerts die „Fischpredigt“ von Gustav Mahler gesetzt hat, ist ein Trick, den nicht jeder auf Anhieb versteht. Diese kuriose Ansprache des Antonius von Padua aus dem Zyklus „Des Knaben Wunderhorn“ beleuchtet tief den Konflikt zwischen Wahrheit und Unverständnis, zwischen Botschaft und Taubheit, zwischen Anspruch und Verweigerung. Mahlers Ironie gilt den Kopfnickern und Bescheidwissern, die sich um Erkenntnis in Wirklichkeit nicht scheren.

Dieses feine Stück Musik, das manche in abgewandelter Form aus Mahlers 2. Symphonie kennen, trug jetzt in der Tonhalle der Bariton Markus Eiche vor. Das Opus dauert zwar nur knapp vier Minuten, man kann es aber fürchterlich verderben. Ganz anders Eiche: Er fand die richtige Mischung aus Onkelhaftigkeit und scharfer Skizze, er sprang leicht in die Höhe und fühlte sich auch in der Tiefe wohl. Wenn Predigten nur öfter so kurz wären!

Fischers Laudatio auf die österreichische Plattform Mimikama, die gegen Internetmissbrauch kämpft, und die Klimaschützer von Fridays For Future Kostenpflichtiger Inhalt haben wir bereits in einem Gastbeitrag des Dirigenten dokumentiert. Kernthese hier wie dort: Auch die Wahrheit ist ein Menschenrecht. Im vergangenen Jahr fiel das Menschenrechtskonzert wegen des ersten Lockdowns aus, deshalb gab es diesmal zwei Preisträger. Beide Preise sind mit jeweils 10.000 Euro dotiert; wie in den Vorjahren steuerte der Verein der Freunde und Förderer der Tonhalle die Summen bei. Für diese großmütige Unterstützung dankte auch Intendant Michael Becker.

Nach der Pause eine frische, zügige, nicht vollends durchgearbeitete, handwerklich sogar stellenweise heikle Interpretation von Ludwig van Beethovens 4. Sinfonie B-Dur. Wie schon in dem Mahler-Lied merkte man den Symphonikern an, dass ihnen derzeit die letzte Spielroutine fehlt. Das brandige Finale geriet allerdings prächtig: reine Energie.

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