Düsseldorf Maximale Bühnenpräsenz mit Hüftschwung und Soul-Power

Düsseldorf · Der Soul-Spätzünder Charles Bradley heizte mit seiner Band "His Extraordinaries" und versöhnlicher Botschaft dem Zakk ein.

"Es ist niemals zu spät, seine Träume in die Tat umzusetzen, wenn man nur mit genug Liebe in sie vertraut." Mit dieser Botschaft verabschiedet sich Charles Bradley im Zakk von seinem frenetisch jubelnden Publikum und stellt dabei wohl selbst das beste Beispiel für dieses Mantra dar.

Mit 54 Jahren veröffentlichte der Soul-Sänger aus Florida seine erste Single. Von da an ging es für den ehemaligen Koch, der sogar zeitweise auf der Straße lebte, nur noch steil bergauf. Drei erfolgreiche Alben hat er seitdem veröffentlicht. Mit der aktuellen Platte "Changes" war der heute 67-Jährige nun in Düsseldorf zu Gast.

Schon bevor er die Bühne betritt, ist die Stimmung in der ausverkauften Halle ausgelassen. Schon gut eingeheizt von seiner sechsköpfigen Liveband "His Extraordinaries" tanzen die Besucher wild und brechen in Jubel aus, als Bradley selbst, in einem engen roten Seidenoverall mit flimmernden Details und einem glitzernden Totenkopfgürtel die Bühne betritt. Nach nur drei Songs ist dieser Overall mindestens genauso durchgeschwitzt wie das Publikum vor der Bühne.

Denn nicht nur Bradleys markante Stimme lebt von seiner maximalen Energie, auch seine ganze Bühnenperformanz ist geprägt von echter "Soul-Power", wie man sie von Genre-Größen wie James Brown kennt. Verwunderlich ist diese Assoziation nicht, schließlich ist Bradley lange Zeit in Brooklyn als James- Brown-Double aufgetreten. Doch ist das, was er im Zakk präsentiert, weitaus mehr als bloß eine Kopie des Originals.

Er tanzt über die Bühne, schwingt das Mikrofon mitsamt Ständer über seinem Kopf, flirtet mit seinem Publikum und kreist so locker mit den Hüften, dass es schwerfällt, zu glauben, man habe gerade einen fast 70 - jährigen Mann vor sich. Auch seine Stimme lässt keinerlei Altersmüdigkeit vermuten, im Gegenteil: Er schreit, jammert, klagt an. Voller Inbrunst. Nicht umsonst trägt er schließlich den Beinamen "The Screaming Eagle of Soul".

Die Töne kommen tatsächlich aus seinem tiefsten Inneren, genauso elementar wie seine Lieder. Sie handeln von seinem Leben. Von den Schwierigkeiten, die ihm als Schwarzem in Amerika begegnet sind, dem Leben in Armut und von gebrochenen Herzen. Aber vor allem: von Liebe. Die möchte er an diesem Abend mit seinem Publikum teilen. Zeitweise erinnert das Konzert an einen Gospel-Gottesdienst, wenn Bradley zum gedimmten Sound der Hammond-Orgel über Gleichheit und Frieden erzählt. Es ist eine andere, heile Welt, die im Zakk zwischen ihm und dem Publikum entsteht.

Zum Ende des Konzertes steigt Charles Bradley in den Zuschauerraum, verteilt großzügig rote Rosen und Umarmungen. Die Fans sind begeistert.

(RP)
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