Düsseldorf Martin Armknecht liebt den Applaus

Düsseldorf · Der in Düsseldorf geborene Schauspieler steht zur Zeit im Theater an der Kö auf der Bühne. Ab 1987 war er für fünf Jahre Gast bei der "Lindenstraße". Mit Til Schweiger stieg er gemeinsam aus. Neben dem Spiel ist auch die Stimme bekannt.

 Der Schauspieler Martin Armknecht (50) spielt allabendlich in seiner Heimatstadt Düsseldorf.

Der Schauspieler Martin Armknecht (50) spielt allabendlich in seiner Heimatstadt Düsseldorf.

Foto: Bernd Schaller

Manchmal fügt sich alles zusammen, was einem Schauspieler zum Glück gereicht. Martin Armknecht durchlebt gerade eine solche Zeit. In der Beziehungs-Komödie "Die Wahrheit" ist er der sanftmütige Paul, der von seiner Frau mit seinem besten Freund betrogen wird und es vermeintlich stoisch hinnimmt. "Das Schöne an diesem Beruf ist ja, dass man selber viele Facetten seiner Rollen in sich trägt. In jeder neuen suche ich nach einer bisher unentdeckten Seite von mir", sagt er. Das Katz-und-Maus-Spiel im "Theater an der Kö" lässt ihn als vermeintlichen Verlierer dastehen. "Aber vielleicht bin ich am Ende der Gewinner", wirft er ein, "und mein Rivale dreht weiter an seinem Lügenrädchen."

Das Stück macht ihm Spaß. Martin Armknecht räumt freimütig ein, wie froh er sei, sich mit diesem Beruf seinen Lebensunterhalt verdienen zu können. "Für uns Schauspieler gibt es keine Sicherheit. Nichts ist wirklich berechenbar, immer wieder beginnt man bei Null und muss sich neu stellen. Aber mir gefällt dieses permanente Wechselbad der Gefühle. Es hält mich jung." Was manche Kollegen nur schwer verkraften, nutzt er als Treibmittel für seine Kunst. "Wenn einer richtig brennt und bereit ist, die schweren Zeiten auszuhalten und diesen Beruf aus tiefstem Herzen liebt - dann bleibt er für ihn voller Inspiration und Überraschungen."

Das gilt erst recht auf der Bühne. Nach anstrengenden Drehtagen beim Fernsehen fühlt er sich oft ausgelaugt. "Im Theater dagegen bin ich noch am späten Abend gut drauf. Spielen bedeutet Wohlgefühl. Der Applaus beschert mir Streicheleinheiten — für die Seele und fürs Ego." Dass ihm dies in seiner Geburtsstadt Düsseldorf widerfährt, beflügelt den Wahl-Kölner (50) zusätzlich. Mit 29 zog er davon, in jeder Ecke stecken Erinnerungen. "Ich suchte die vertrauten Plätze auf, den Hofgarten, die Altstadt, die Kunstakademie, die Rheinwiesen", erzählt er. "Düsseldorf fehlt mir oft. In keiner anderen Stadt fühle ich mich so geborgen und spüre dieses tief verwurzelte Urvertrauen."

In den 1980er Jahren gehörte Martin Armknecht zur Schauspieler-Truppe des Düsseldorfer Hansa-Theaters. "Wilde Zeiten waren das. Wir liefen in schwarzen Mänteln herum und waren alle bereit, arm zu sein. Ich habe geputzt, in Kneipen gespült und als Türsteher gejobbt." Die selbst geschriebenen Projekte aber, auch mit neu entstandenen Medien wie Videokunst, wurden als Theater-Avantgarde gelobt. "Manche meinten sogar, die Stadt hätte damals die Chance vertan, eine zweite Schaubühne zu etablieren. Allerdings sind wir auch ziemlich arrogant aufgetreten." Die Gruppe zerfiel, Armknecht spielte Theater in Oberhausen.

1987 wurde er für die "Lindenstraße" engagiert. "Soziologisch hochinteressant, die Serie spiegelte damals die bundesdeutsche Wirklichkeit wider", sagt er. Nach fünf Jahren stieg er aus, gemeinsam mit Til Schweiger. Die schillernde Welt des gerade im Aufbau befindlichen Privatfernsehens hatte ihn weggelockt. Armknecht war in den goldenen Pionierzeiten dabei und wirkte mit Götz George im ersten privat finanzierten Fernsehfilm "Der Sandmann" mit. Im Fernsehen und als Hörbuch-Einleser ("eine faszinierende Arbeitsform") ist er seitdem gut beschäftigt. Seit elf Jahren produziert der Vater einer Tochter (14) in Köln das Mitspiel- und Ratestück "Fang den Mörder", anfangs mit Georg Uecker, jetzt mit Ralph Morgenstern.

Ist er Krimi-Fan? "Jein", antwortet Martin Armknecht. Ihm gefällt weder die Inflation der "Tatorte" noch die zunehmende Brutalität der TV-Krimis. "Immer nur Kopfschuss und Genickschuss. Muss man zeigen, wie ein Hirn zerplatzt? Da lobe ich mir Hitchcock und die subtile Spannung in seinen Filmen."

(RP)
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