Düsseldorf Marienhof-Schauspielerin in der Komödie

Düsseldorf · Viktoria Brams spielt derzeit die kokette Blanche in einer Bühnenadaption der bekannten Fernsehserie "Golden Girls".

Sie ist eines der vier "Golden Girls": Viktoria Brams spielt die männersüchtige Blanche, die sich mit Koketterie und betonter Jugendlichkeit durch die Szenen schlängelt. Fast hätte es ja geklappt mit einer neuen Liebe. Doch der Bräutigam in spe entpuppt sich kurz vor der Hochzeit als Betrüger.

Die enttäuschte Braut verdrückt im schicken Heim in Florida ein paar Tränchen, lässt sich von ihren Mitbewohnerinnen trösten — und schon ist sie bereit für die nächste Affäre. "Blanche hat absolut nichts mit mir gemein", sagt die Schauspielerin. "Gerade deshalb macht mir diese Rolle einen Heidenspaß. Obwohl sie ab und zu ein wenig heikel und eine ständige Gratwanderung ist. Ich hoffe immer, dass es nicht peinlich wird. Unser Regisseur Helmuth Fuschl wollte ja sogar, dass ich noch schlimmere Sachen mache!"

Viktoria Brams lacht und fährt sich durch den kurzen roten Schopf. Er ist ihr Markenzeichen. Damit wurde sie schon den Fernsehzuschauern als Inge Busch im Dauerbrenner "Marienhof" vertraut. Von der ersten Stunde an war sie dabei, bis die Serie 2011 nach neunzehneinhalb Jahren endete, zum Ärger vieler Fans. "Ich schaue mit großer Freude und Dankbarkeit auf diese lange Zeit zurück", sagt sie. "Die beständige Arbeit bescherte mir nicht nur einen Popularitätsschub. Sie sicherte mir auch, so ehrlich muss man sein, eine ordentliche Rente. Viele Schauspieler, darunter sehr gute, können von ihrem Beruf nicht leben.

Das ist traurig." Nach dem "Marienhof" begann ein neues Leben für Viktoria Brams. Eines, das sie zurück zu ihren Wurzeln führte, dem Theater. Die Verträge, die sie abgeschlossen hat, reichen bis ins Jahr 2015. Auch das sei wieder ein Grund, dankbar zu sein, fügt sie hinzu. "Könnte sich eine Schauspielerin etwas Schöneres erträumen? Und das, bitteschön, als altes Mädel mit 70? Für mich sind diese Rollen ein Geschenk des Himmels."

Es ist die Vielfalt, die sie beglückt. Die "Golden Girls" kommen beim Publikum prima an. "Wer die US-Fernsehserie geliebt hat, wird sich auch mit uns im Theater amüsieren", sagt sie. Nächstes Jahr wird das Stück in Frankfurt aufgeführt. Zum dritten Mal schon geht Viktoria Brams bald wieder mit "Haus am See" auf Tournee: "Volker Brandt ist der beste Henry Fonda, den man sich vorstellen kann, absolut überzeugend", kommentiert sie das mit Fonda und Katharine Hepburn 1981 unter dem Titel "Am goldenen See" verfilmte Schauspiel. Wenn sich die "Golden Girls" am 7. Februar von Düsseldorf verabschieden, reist die Schauspielerin sofort weiter zu den "Kalender Girls" in Dresden. Sie übernimmt die Rolle, mit der Helen Mirren in dem gleichnamigen Film brillierte. "Ich habe sie damals synchronisiert", erzählt Viktoria Brams, die als gefragte Sprecherin auch die deutsche Stimme von Stars wie Jane Fonda, Catherine Deneuve und Julie Andrews war.

Aber noch genießt die gebürtige Essenerin das vergnügliche Gastspiel am Rhein. Und wie ihre Kolleginnen Anita Kupsch, Gudrun Gabriel und Kerstin Fernström ist sie froh, dass der Kraftakt von gleich drei Vorstellungen an Silvester gemeistert ist: "Wir müssen ja nicht nur spielen, wir ziehen uns andauernd um und rennen hinter der Bühne treppauf, treppab zur Garderobe." Überwunden sind auch die wehmütigen Minuten jener Nacht. "Seit Michaels Tod gibt es für mich kein fröhliches Silvester mehr", sagt sie leise. "Ich ziehe mich sonst immer zurück in unser Haus am Starnberger See und betrachte das Feuerwerk am anderen Ufer. Ein beschaulicher Ort fern jeder Betriebsamkeit, dort wohnen nur Fischer, Bauern und Künstler." Ihr Mann Michael Hinz starb 2008 nach 40 gemeinsamen Jahren. Die Trauer um den geliebten Gefährten, mit dem sie oft zusammen spielte, hält an. Die Lebensfreude und das Lachen aber kamen irgendwann zurück. Einsam fühlt sich Viktoria Brams auch in Düsseldorf nicht. Sie macht täglich über eine Stunde Powerwalking, schlendert gern über den Markt auf dem Carlsplatz und schwärmt geradezu von der Stadt: "Diese tolle Architektur! In dem schrägen silbernen Gebäude im Hafen, da würde ich gerne wohnen."

(RP)
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